Freitag, April 28, 2006

Leib Archive

Eigentlich bin ich kein Sitzenbleiber. Aber erschrocken war ich doch, dass ich nach und nach am Niederrhein das Laufen aufgegeben hatte. Und wer trainiert ist und immer wieder sich trainierte - den trifft so eine Abstinenz furchtbar.

Der Körper ist ein eigenartiges Tier. Er erinnert und merkt sich, was man getan hat. Er kann wiederholen, alles was man einmal verinnertlich hatte. Die Leibarchive speichern sehr zuverlässig.

Wenn man nichts mehr tut nach intensivem Training sieht das ungefähr so aus: Holla, jetzt soll ich nichts mehr tun und werde nicht mehr gefordert. Das glaube ich nicht. Die will mich nur veräppeln. Und ich weiss ja, das kann von heut auf morgen wieder los gehen. Da fahre ich mich doch nicht runter, sondern legen schon mal Reserven für die nächste schlimme Zeit zu .Wenn ich wieder bis zu den Grenzen gefordert werde.

So spricht der Körper und die Reserven kommen sehr schnell und zuverlässig an: Auf den Hüften, Bauch und Po. Keine Ahnung, aber so schnell bin ich noch nie angewachsen. Das Schlimme daran: So ein Programm kann man nicht einfach löschen. Das bleibt. Weil der Körper sich erinnert.

Wer kennt Gerd Fröbe nicht?

Als Gegenspieler von James Bond ein saturierter, lächelnder Mann. Zigarre, Lächeln und Leibesfülle. Ein Standbild des Wirtschaftswunders. Kaum jemand weiss, dass er nach dem Krieg den Beckmann spielte, den Heimkehrer aus dem Krieg im Stück von Wolfgang Borchert, ausgemergelt und verhundert, der nirgend mehr willkommen war. Wer einmal hungerte und satt wurde - der wird nie wieder schlank.

Nun habe ich wieder mit dem Laufen begonnen. Mit meiner Meditation. Und im Internet fragt man, welche Musik zum Laufen die beste wäre. Wobei ich doch ganz überzeugt bin, dass man keine Musik braucht.

Joggen ist auch eine Mediation. Da nehme ich, was da ist. Man muss sich nicht ablenken durch Musik. Es ist gerade in dieser Zeit unendlich schön, die frische Luft in den Lungen zu spüren, die Ermüdung in den Beinen, all den Schmodder, den man Schritt für Schritt abschütteln kann. Eher kommt es auf den eigenen Rythmus an, die eigene Wahrnehmung.

Immer schon werden wir von allem abgelenkt, um etwas tun zu können. Unsere Bedürfnisse werden schräg und verlagert. Wir brauchen neue Musik zum Laufen, um nicht wahrzunehmen, was mit uns selber ist.

Daher kommt es mehr darauf an: Nicht denken, nur tun.
Leer werden, statt sich voll zu stopfen.

Denn das hatten wir alle lange genug. Auch Gerd Fröbe. Weiß einer eigentlich, was aus ihm geworden ist?

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Zuletzt stand der in der TV-Serie "Der kleine Vampir" 1986 das letzte Mal vor der Kamera :-)
herzliche Grüße
Uta