Dienstag, April 11, 2006

Die Kompression der Macht

Gestern hat schon wieder einer der Politiker das Handtuch geworfen. Matthias Platzeck, der Hoffnungsträger, rettet sich selber. Im letzten Moment. Man wundert sich nicht, wenn in der Atmosphäre der Macht der Mensch komprimiert wird, das Menschliche zusammen schrumpft und kaum lebbar erscheint.

Irgendwann fällt das "Sentiere" - das Spüren und Aufmerksamsein, die Achtsamkeit mit dem Menschen und für die Menschen - komplett unter den Tisch. Muss die Politik so sein und werden?

Sensibel sein und Politik machen scheinen einander schlicht auszuschließen. Oder man muss außerhalb der Macht seinen eigenen Weg finden. Machtlos werden. Erst mal verzichten und unabhängig bleiben. Statt sich wie Hunde um den Futtertrog zu balgen. Innerhalb der bestehenden politischen Systeme und Parteien - dazu gehört für mich auch der Bürgerverein - wird Druck aufgebaut, weil alle vorkommen wollen. Und selten kommt etwas raus.

Ergebnislosigkeit ist die Folge innerer Konflikte.


"Nun hast Du keine Macht mehr in Wachtendonk!" sagte meine Nachbarin gestern, als wir sie im Krankenhaus besuchten. Macht habe ich nie angestrebt, aber sie wird an einen herangetragen oder man raubt sie sich. Wir mussten herzlich lachten über eine solch spontan, ehrliche Meinung. Macht war nie mein Bestreben. Aber die Leute sehen das hier so. Ein Amt ist Macht. Die Kehrseite dieser Macht aber ist der Stillstand. Die Lähmung, wie wir sie inzwischen überall kennen.

"Was ist denn los in Wachtendonk?" fragte sie noch. Und fügte gleich selber die Antwort bei: "Na, wie immer. Alles ruhig und still." So geht es seit Jahren hier. Die Ruhe bleibt erhalten und trügerisch.

Übrigens ist es daher überhaupt nicht verwunderlich, wenn auch die hiesiege CDU in eine eigene Agonie verfallen ist und kaum mehr etwas auf die Beine bringt. Der Druck der Macht-haber ist spürbar, derer die schon jetzt mit dem Morgen spekulieren. Wer wird es machen? Stellungskriege statt Bürgernähe. Und der Refrain: erst mal sehen, wer die Merhheit hat - könnte ebenso von Berlusconi stammen und offeriert den Bürger die kalte Schulter.

Schwierig wird es dann, sich umzudrehen und freundlich zu lächeln.
Wahlgeschenke und Kollaboratinsversprechen solle es dann richten. Wir alle werden zu Komplizen und Mitesser der Macht. Berlusconi macht es vor.

Wenn nun ein Mensch wie Platzeck zerbricht, geradezu körperlich - dann sind das gute Signale in einer Zeit der innerern Korruption. Niemand muss sich für die Politik opfern. Solch Geste verrät eher eigene Machtgelüste. Allerdings macht die Ankündigung seines Nachfolgers, nun für mehrere Jahre das Amt des SPD Parteivorsitzenden innehaben zu wollen, eher Angst als Zuversicht.

Wer so weit ausgreift, kann nur scheitern.

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