Freitag, April 28, 2006

Leib Archive

Eigentlich bin ich kein Sitzenbleiber. Aber erschrocken war ich doch, dass ich nach und nach am Niederrhein das Laufen aufgegeben hatte. Und wer trainiert ist und immer wieder sich trainierte - den trifft so eine Abstinenz furchtbar.

Der Körper ist ein eigenartiges Tier. Er erinnert und merkt sich, was man getan hat. Er kann wiederholen, alles was man einmal verinnertlich hatte. Die Leibarchive speichern sehr zuverlässig.

Wenn man nichts mehr tut nach intensivem Training sieht das ungefähr so aus: Holla, jetzt soll ich nichts mehr tun und werde nicht mehr gefordert. Das glaube ich nicht. Die will mich nur veräppeln. Und ich weiss ja, das kann von heut auf morgen wieder los gehen. Da fahre ich mich doch nicht runter, sondern legen schon mal Reserven für die nächste schlimme Zeit zu .Wenn ich wieder bis zu den Grenzen gefordert werde.

So spricht der Körper und die Reserven kommen sehr schnell und zuverlässig an: Auf den Hüften, Bauch und Po. Keine Ahnung, aber so schnell bin ich noch nie angewachsen. Das Schlimme daran: So ein Programm kann man nicht einfach löschen. Das bleibt. Weil der Körper sich erinnert.

Wer kennt Gerd Fröbe nicht?

Als Gegenspieler von James Bond ein saturierter, lächelnder Mann. Zigarre, Lächeln und Leibesfülle. Ein Standbild des Wirtschaftswunders. Kaum jemand weiss, dass er nach dem Krieg den Beckmann spielte, den Heimkehrer aus dem Krieg im Stück von Wolfgang Borchert, ausgemergelt und verhundert, der nirgend mehr willkommen war. Wer einmal hungerte und satt wurde - der wird nie wieder schlank.

Nun habe ich wieder mit dem Laufen begonnen. Mit meiner Meditation. Und im Internet fragt man, welche Musik zum Laufen die beste wäre. Wobei ich doch ganz überzeugt bin, dass man keine Musik braucht.

Joggen ist auch eine Mediation. Da nehme ich, was da ist. Man muss sich nicht ablenken durch Musik. Es ist gerade in dieser Zeit unendlich schön, die frische Luft in den Lungen zu spüren, die Ermüdung in den Beinen, all den Schmodder, den man Schritt für Schritt abschütteln kann. Eher kommt es auf den eigenen Rythmus an, die eigene Wahrnehmung.

Immer schon werden wir von allem abgelenkt, um etwas tun zu können. Unsere Bedürfnisse werden schräg und verlagert. Wir brauchen neue Musik zum Laufen, um nicht wahrzunehmen, was mit uns selber ist.

Daher kommt es mehr darauf an: Nicht denken, nur tun.
Leer werden, statt sich voll zu stopfen.

Denn das hatten wir alle lange genug. Auch Gerd Fröbe. Weiß einer eigentlich, was aus ihm geworden ist?

Montag, April 24, 2006

Lob der Provinzialität

"Also gut - Wachtendonk!" war mein erstes Echo, nachdem wir wussten, wohin es uns ziehen sollte. "Da hängt doch der Hund über´n Zaun!" sagte Ronald kopfschüttelnd und verließ - zeitgleich mit uns - sein geliebtes Köln Richtung Berlin. "Lange wirste dat da eh nich aushalten", behauptete meine Freundin Sabine und wendete sich ihrem gemütlichen Mülheim wieder zu.

Es kam wie es kam. Wie es meistens kommt.
Keiner hatte recht. Auch ich nicht.

Gerne wäre ich damals weggegangen.
Ganz weg. Und weit weg.

Die eigene Witterung suchen. Das Weite dazu. Fast schien alles bereit zu stehen. Nur der letzte Schritt fehlte noch. Destination Zürich. Little big town. Kunst Kultur Kommerz. Bänker, die zu Mittag im See schwimmen gehen, um dann nach 30 Minuten wie unverändert wieder ins Business Leben zu krabbeln. Hundert und eine Liebeserklärung kann ich zu Zürich geben. Stadt der Literaten und Vertriebenen - mein gemachtes Bett, fühlte ich mich doch selber früh zugehörig. Eine innere Verbindung, die kaum auszudrücken ist. Zürich war also die Jacke , in die ich nur hinein schlüpfen musste.

Allein - ich tat es nicht. Und so wurde es dann Wachtendonk.

Und meine Vorurteile waren klar: Schwarzer Niederrhein. Provizialität. Enge. Bauern und Zuckerrüben. Der Geruch von Jauche, wenn der Westwind weht. Eine voll konservierte Altstadt, die einem Museum glich. Roter Backstein. Überall. Kaum Freunde, aber ALDI. Immerhin. Alles zusammen unter Denkmalschutz.

Nicht, dass es mir hier nicht gefiel.

Es gibt Landschaft satt.
Es gibt hier überwiegend nur Landschaft.
Eigentlich gibt es hier nichts als Landschaft.

Immerhin auch eine Feststellung. Ein erster Erfolg beim Alltagsbuchstabieren.

Als Dreingabe ein unendlich weiter Himmel. Einfach so. Man blickt nach oben, nach vorne, zur Seite ... überall Himmel zu sehen. Zeichenspiele der Wolken in wandernden Licht.

Sonnenuntergänge als Spiegelbilder der Seele. Rot umränderte Linien an Wolken. Der glühende Sonnenball über dem letzen Acker, bevor er ganz verschwindet. Stille Abschiede. Gute Nacht. Kopfweiden stehen an Fluss und winken von ferne.

Alles war anders als gewohnt. Der Himmel macht die innere Dehnung des Herzens, sagte mal ein kluger Mensch. Spiegelt, wiederholt und bricht das Eigene. In tausenderlei Grau verfärbt, dann plötzlich ein bestechtend klares Blau in weiter Tiefe. Himmel, der mit dem Licht flirtet. Schäfchen Wolken als arglose Ankündigungen. "Heute soll es wieder regnen," sagen sie und die Bauern freuen sich.

Früh gehen die Rollanden runter. Der Tag endet bei Dunkelheit. Oft auch früher. Kein Mensch mehr auf der Straße. Manchmal Hunde, die ihr Herrchen Gassi führen. Früh ist man bei sich und unter sich hier. Anders als sonst. Das Wort "Nachtleben" beschreibt den Widerspruch in sich.

Dennoch sind Entdeckungen zu machen. Völlig unerwartet. Ein unverbindliches Gespräch an der Burgruine. Zwei Tage später erhielt ich eine Einladung. Ein Gegenüber mit Lachen. Vertraute Sprachmelodie. Kratzlaute im Hals. Dann das entscheidende Wort: "Luxemburgerli". Mitten in Wachtendonk. Das muss man sich vorstellen! Das kennt nur, wer Zürich kennt. Verena lächelt mich an: "Ja, da bin ich geboren !" Und das alles nun keine 80 Meter von mir entfernt. Unglaublich.

Die Zeit vergeht und wie versetzt in andere Welten tauschen wir uns aus. Die alten Wege, das Kopfsteinplaster im Niederdorf, die Geschichten der Vertriebenen und das Chüpli Sekt im Cafe Odeon - alles wird gegenwärtig. Wie gestern geschehen. Wie immer noch da und nie verschwunden.

Wer sagt es denn? Zürich reist mir nach. Und ich kann endlich bleiben. Tief atme ich durch und entdecke nach und nach mein kleines, internationales Wachtendonk. Little big town am Niederrhein.

Morgens begegnet mir Stephen mit seinem Jackl Russel "Muffin". Ein Brite mit ebenso kurzen Beinen. Lachend tauschen wir uns in besten, breitem Englisch auf der Straße aus: "How are you?" Bei der Rückkehr lächelt Annegret und begrüßt mit niederländischem Akzent. Sprachen treffen sich in Wachtendonk. Immer und überall. Internationale der Vertriebenen. Oder Angekommene. Angeschwemmt, wie der Volksmund hier sagt. Aber was macht das für einen Unterschied, jetzt?

Dazwischen ist jede Menge Platz für Wolken und heruntergelassene Rolladen. Für all das Klein-Pittoreske, was die Menschen hier liebenswert und besonders macht. Wachtendonk atmet. Auch nachts. Immer noch.

Gestern rief Roland an. Nach langer Zeit. Es wäre wohl doch nicht so toll in Berlin. Ausserdem hat ihn sein Freund verlassen. "Ich will wieder zurück. Es geht mir beschissen. Was macht Ihr denn eigentlich so?"



Sonntag, April 23, 2006

Wachtendonker Sprachknoten

Der Niederrheiner an und für sich ist ja hinlänglich liebevoll längt von Hans Dieter Hüsch beschrieben worden. Dennoch stoßen auch mir immer wieder Besonderheiten auf, die mich staunen lassen. Es geht dabei nicht nur um die Vortragseröffnung des hiesigen Bürgermeisters, der mit einem herzhaften: "Sie sollen hier erklärt bekommen ... " einen Vortag startete. Eine Leistung, die es durchaus mit einem Heinrich Lübke aufnehmen konnte.

Nein, was mich anfangs wunderte, aber inzwischen schleichend Eingang in meine Mundart findet, ist die allgemein prophylaktische Redewendung, die der Wachtendonker bei irgendwelchen Fragen oder Erklärungen abgibt. Fast reflexmäßig sozusagen. Denn generell sind die Menschen hier eher ein mundfauler Schlag. Jedes Wort zuviel ist eine Inverstition, die man genau überlegen sollte. Wie die Anschaffung irgendeines landwirtschaftlichen Gerätes.

Und bei Fragen verhält sich der Wachtendonker ähnlich rationell. Die Antwort lautet meist bis immer: Es geht sich hier um ... und dann folgt ein längerer, meist unzusammenhängender Sermon, dem man kaum zu folgen in der Lage ist. Weil man anfangs schon hängen geblieben ist an dieser ungewöhnlichen Forumlierung:

Es geht sich hier um ...

Was will uns das Gegenüber damit sagen?

Es klingt wie ein Wachtendonker Sprachknoten, den zu lösen weder der Sprecher noch das Gegenüber in der Lage ist. Denn völlig unvermittelt taucht da ein Reflexivpronom auf, verwirrt, verstrickt und deutet weder auf sich selber noch auf die Frage.

Gut, man kann sagen: Es handelt sich um ... Aber man sagt es nicht. Oder man kann sagen: Es geht um ... Aber auch das sagt man nicht. Man sagt: Es geht sich um ...

Worum geht es sich denn? Und warum sich gehen? Warum nicht handeln? Und wenn schon gehen, warum dann sich? Fragen laufen ins Leere. Antworten bleiben Mangelware.

Kann sein, genau darum geht es sich hier. Um die eher hilflose, gleichwohl geschickt rhetorische Eröffnung, dem Gegenüber vorab zu signalisieren: Eigentlich weiss ich gar nicht, was ich dazu sagen kann. Aber ich versuche es erst einmal damit. Denke nicht, das wird eine Antwort.

Es kann auch ein Vorgriff auf das Kommende sein, was der Sprecher sich selber erst noch erklären muss. Dann greift das "sich" auf etwas, was noch kommen sollte, ohne dass irgend jemand davon schon jetzt eine Ahnung hätte. Jedenfalls macht eine solche Konstruktion kaum Sinn, noch erzeugt es Verständlichkeiten. Aber es wird ja nicht absichtlos seinen Weg in die hiesige Sprachwelt gefunden haben.

Ich jedenfalls bin an dieser Stelle immer schon gestolpert.

Ein Knoten als Gesprächseröffnung? Was soll das? Oder ist es gar eine hilflose Geste, verbunden mit dem wohlmeindenen Versuch, den widerspenstigen Stoff nun doch irgendwie in Form zu bringen, zu bändigen?

Meine Theorie: Man redet meist über etwas, was man nicht kennt und auch nicht kennen kann. Etwas, für das man sich anstrengen muss. Schwupps, da haben wir das Reflexivpronom wieder. Und zwar an der richtigen Stelle. Sich anstrengen.

Diese Wendung könnte also für Ausländer übersetzt heissen: Halt. Warte mal. Das ist mir unbekannt. Ich muss mich selber damit erst mal anfreunden, auseinandersetzen, informieren etc ... Und erst mal überlegen, ob ich das überhaupt will. Kann ja jeder kommen.

Also erst mal die Frage mit dem Fragenden teilen. Bevor man etwas Falsches sagt. Denn eine prophylaktische Verbrüderung vor der wirklichen Antwort ist doch allemal besser, als wenn man hinterher noch für etwas grade stehen muss, was man gar nicht weiss.

Bedenken Sie dabei bitte auch: Vor nicht allzu langer Zeit wurden hier noch Verträge per Handschlag und aufs Wort gemacht, wenn es um ein Schwein oder eine Kuh handelte. Aber da wusste man zumeist, um was es geht.

Unfragbar: Die Welt ist seitdem komplizierter geworden. Und das Wort taugt kaum die Hälfte noch. Schon gar gegenüber Fremden. Da ist Vorsicht mehr als angebracht. Und darum geht es sich doch, oder ?




Samstag, April 22, 2006

Make China happy ...

Es gibt sie immer noch - die Rituale zu Frühlingsanfang. Während man früher anfing die Beete zu harken oder sich mit beiden Händen in die Erde begab, sind die heutigen Handlungen einfacher zu bewerkstelligen. Meist elekrifiziert.

Nicht dass ich was gegen Arbeitserleichtungen hätte. Fürwahr, was ist nicht für eine Armada von kleinen Helferlein in den Garten eingezogen. Aber als ich heute mit Rocco Gassi ging, hörte ich es von allen Seiten. Das leiste Surren einer Turbine oder Pumpe, kombiniert mit einem nicht näher zu definierenden Zischlaut. So als hätte man eine Flasche Apfelschorle beim Öffnen zuvor geschüttelt - aber das permanent und andauernd.

Hochdruckreiniger. Ein neues Wort und Gerät, das allem mühsamen Schrubben ein Ende setzt. Elegant, lässig und mit mindestens 3,8 bar Druck in der Leitung. Von rechts und links drang das Geräusch an mein Ohr. Wachtendonk ist eine Hochburg der Hochdruckreiniger, so schien es mir. Und alle waren zeitgleich an diesem Samstag im Einsatz. Immerhin galt es den Winter zu vertreiben und gründlich - mit Hochdruck - an den Beseitigung seiner Spuren zu arbeiten.

Fast haben wir Deutsche ja eine traurig gute Bilanz in solchen Dingen. Man könnte wohl auch die damalige Entnazifizierung auch als Hochdruckreinigung bezeichen, denn sicherlich hinterließ auch sie mehr Geräusche als tatsächliche Wirkung.

Auch wir haben einen Hochdruckreiniger.

Den hat Petra mal bei QVC im Fernsehn erstanden und war schier erstaunt, dass er prompt und fehlerfrei geliefert wurde. Ich glaube sogar, wir haben ihn nachts um 23:40 Uhr bestellt. Ein Unding. Wir saßen aufgeregt wie kleine Kinder im Bett, die zum ersten Mal staunend die Konsumwelt betraten. Per Telefon ein solches Gerät nachts aus dem Bett heraus bestellen - wie war das nur möglich?

Nun ist er da. Und muss auch eingesetzt werden.
An einem Tag wie heute.

Und wenn man dann zu Mittag dem permanent kreischenden Gräusch entkommt - sorry, er klingt tatsächlich wie eine hysterische Turbine - und sich endlich den Hund für einen Mittagslauf geschnappt hat, gerade dann bekommt man - von außerhalb als vielfaches Echo dasselbe noch mal auf die Ohren.

Ich glaube es gibt nur wenig sinnvollere Erfindungen wie diese. Vielleicht gehört gerade noch der herbstliche Laubbläser dazu, den ich bisher nur in Männerhand bewundern konnte. Aber ein Hochdruckreiniger, das ist schon fast die finale Aufrüstung des Gartenamateurs. (Ja, ich bin mir wohl bewußt, dass auch wir einen besitzen.)

Kurzum: an diesem Samstag waren alle in Wachtendonk verfübaren Hochdruckreiniger zeitgleich gegen 12:30 Uhr im Einsatz für ein schlicht einmalig kakophones Konzert. Selbst Rocco wurde leicht panisch und wünschte sich das klare Kreischen eines Karnickels, das vor ihm Reissaus nahm.

Geschätze 86 Hochdruckreiniger - wir haben hier ausgesuchte Neubaugebiete mit Eigenheimanspruch - waren im Einsatz. Ein Klacks wenn man bedenkt, dass ausgerechnet ALDI diese für einen traumhaft günstigen Preis im Angebot hatte. Das war erst letzte Woche. Und diese waren nun restlos ausverkauft.

Make China happy - assembled in China. Alle diese kreischenden Billigartikel von Aufrüstware, für die sich beim Realpreis Deutschland keine Sau interessieren würde, sind jetzt futuristische Fundstücke der Globalisierung geworden. Ich sehe hunderte von Chinesen damit beschäftigt, nichts anderes als Hochdruckreiniger für Wachtendonk zu fertigen. Damit auch hier die Freude des globalisierten Un- und Leichtsinns unaufhörlich sein Wesen treiben kann.

Weit außerhalb sah Rocco mich zweifelnd an. Und bevor ich was sagen konnte, nahm er Witterung auf und war weit weit weg ... hinter irgend einem Vogel her.

Glücklicher Rocco, dachte ich noch. Bevor ich zurück kehrte und Petra sagte: Karin, kannst Du bitte mal mit dem Besen und etwas Lauge über die Steine gehen. Ich glaube, so ganz sauber sind sie doch noch nicht ...

Eben. Sag ich doch.
Aber China lächelt.
Immer noch.

Mittwoch, April 19, 2006

Erinnerung nach vorne

Heute musste ich nach langer Zeit meinen Kleiderständer aufräumen, fast abräumen. Unser Gästezimmer wurde in ein Fitnessraum verwandelt. Und da galt es - raus mit den alten Sachen, die nicht mehr passen.

Eigentlich bin ich ein Mensch, der sich gut von diesen Dingen trennen kann. Aber wie merkwürdig, als ich die Bilder für ebay machte, kamen alle Geschichten wieder in Erinnerung. Die versace Lackjacke - die ich auf mancher Party getragen habe. Eine so weiche Haut - second skin. Wo hatte ich die nicht an - auf den CSD Parade 1999 in Köln, wo ich mit dem Cabrio mitfuhr. Der lange schwarze Ledermantel. In Großbritannien hergestellt - dennoch mit Assoziationen an dunklere Zeiten. Kragen hochgeschlagen und die entsprechenden Schuhe dazu. Die waren mit einem Edelstahlbügel gesichert. Schlichte schwarze Zeiten ... ab und an gab es ein Bild von mir.

Ist es das Alter, was einen sentimental werden lässt oder die vielen Veränderungen, durch die man gegangen ist und deren Hüllen nun leblos vor mir liegen. Das Jackett zur Ordination. Doppelreihig grau. Samtbezogene Knöpfe. Hinten ein klassischer Schlößchenrock ... unvergeßlich mein Vater, wie er 1993 da saß, eher ungläubig, dass mir das gelungen war: die Ordination als Ev. Pastorin in Mülheim Ruhr. Dann meine Liz Weinmann Zeit - eine Designerin aus Köln, elegant, eloquent. Ich mochte Frauen mit Macht damals. Was blieb sind zwei Lederjacken, von denen ich mich nicht trennen mag. Wie Fetische an eine gute alte Zeit behalte ich sie im Schrank.
Kann aber auch sein, dass ich mich wieder fit mache. Und austrainiere. Es soll ja auch - das hat nicht nur Kierkegaard behauptet - eine Erinnerung nach vorne geben. Anders beschaffen als die nach hinten gerichtete, die zwanghafte. Davon habe ich ja so lange gezehrt: dass das Leben wieder kommt. Ein Stelldichein des Lebens. Als könne man einen Moment verschwinden und dann wieder da sein.

Erinnerung nach vorne - das trägt nicht immer. Und es wird mit zulaufenden 50 Jahren doch von mal zu mal schwerer, wieder neu anzufangen. Vielleicht, weil man die Spannkraft nicht behalten hat? Die Spannweite der Flügel? Man muss weit ausgestreckt sein und leben, um nicht daran zu zerbrechen.

Egal wie es kommt. Jetzt gibt es diesen Cross-Trainer dort (wie sinnig, das Wort) und dort werde ich meine nicht nur physichen Exercitien demnächst machen.

Bis auf weiteres

Dienstag, April 18, 2006

Ostern ist an uns vorbei gegangen.


Die zwei Gottesdienste in Uedem überraschten mich aufgrund des sehr geringen Echos. Niemand kommt an Gründonnerstag Abend in die Kirche, weil sie nicht einladend genug ist. Draussen nicht endender Regen. Drinnen eine Küsterin, eine Presbyterin, ein Organist und eine Pastorin. Diesen stehen vier weiteren Besuchern gegenüber. Unentschieden.

Wir waren zu Achte. Im Judentum müssen zum Gebet immer zehn Personen anwesend sein, sonst funktioniert es nicht. Anfangs nur Männer, zählen neuerding auch Frauen mit. Aber auch mit denen hätten wir es nicht auf die Minimalzahl gebracht. Acht ist schon arg wenig.

Im Radio gab es eine Umfrage, was die Leute über der Herkunft von Ostern wissen: "Äh, ja, da fragen Sie mich was" "Das kommt von der Industrie zum Profit machen" "Das hat ein ganz berühmter Mann erfunden, äh, wie heißt der noch, hat einen ganz komplizierten Namen" "Also, Weihnachten ist Jesus geboren und Ostern ist er wiedergeboren. Das Christentum ist doch die Religion der Wiedergeburt" "Ja, Familie und so"

Im Internet wurde ich Zeugin einer erfrischenden Kommunikation über die kulturellen Grenzen hinweg. Der Versuch, einem Chinesen Ostern zu erklären, endete so: "Was meinst du, ich habe es nicht ganz verstehen, meinst du, jemand, als nomale Person,kann auch als Gott zu sein ,oder zu behandeln? Oder du glaubst, jede kann als Gott zu sein?" "Wir sind alle Gotteskinder, Gott ist auch in uns und außerhalb uns. Nicht jeder kann das fühlen ..."

Und dann zu guter Letzt doch noch die befreiende Ostermeldung von einer Freundin per E Mail: Liebe Karin - Frohe Ostern. Wir haben beim Frühstück so gelacht: ein Porzellanhase fiel in den Kaffee...und die Katze wollte Wurst klauen und rutschte dabei beinahe in den Fleischsalat..

Womit wir das Panoptikum der Hilflosigkeiten komplett gemacht haben. Nun bin ich gespannt auf die nächsten Feiertage.

Die Porzelanhasen haben Urlaub.
Bis auf weiteres ...


Donnerstag, April 13, 2006

do not hesitate

Es ist schon merkwürdig und absolut unerwartet. Dieses Osterfest entwickelt seine eigene Dynamik und bringt mich wieder an den Schreibtisch, ans Predigen zurück. Es ist beglückend und schaurig zugleich, wieder im Talar zu sein und Gottesdienst zu "machen". Nach Jahren des Schweigens, der Trauer und des Ausgegrenztseins. Des Stillstandes. Fürwahr: Diese Kirche hat mir nicht nur Gutes angetan.

Und dann das: der Schub ins Leben, eine Pfarrvertretung in Uedem - sicherlich nicht mit dem Gehalt, aber immerhin - wieder in den biblischen Texten baden gehen, das Herz nicht zurück halten, es fließen lassen wie Buchstaben auf das Papier. Das tut gut. Bringt mich in Bestimmungen zurück, die ich fast vergaß.

Mir ist es oft wie Jona ergangen und immer wieder bin ich - was immer ich beruflich auf versucht haben - von Bord gegangen. Angeheuert und unter falscher Flagge. Es ist ungemein beschwerlich, einen Job zu suchen. Durchzukommen. Geld zu verdienen. Mit schlappen 46 Jahren wird das wirklich nicht einfacher.

Und so habe ich das alles aufgegeben und muss nun das aushalten: Kein Einkommen zu haben, von dem ich leben könnte. Keinen Beruf. Keinen Ort gefunden zu haben. Das schmerzt manchmal. Aber Jona fand ja auch einen Fisch, der ihn verschlang. In dessen Bauch sang er Lieder der Zuversicht.

Ein Vorbild - vielleicht. Auch wenn es kein Fisch ist, unserer Partnerschaft hält so manches aus und wird immer noch Raum für Lieder haben. Immerhin das ist ein gute Botschaft.

Jetzt habe ich jeden Tag einen Gottesdienst geschrieben und vorbereitet und ich wundere mich, wie selbstverständlich und klar das geschah. So, als hätte ich über Jahre nichts anderes gemacht. Als käme ich zurück und jemand würde aus der hinteren Ecke sagen: Na Karin, waste mal eben einkaufen?

Natürlich weiss ich auch, dass das trüberisch ist. Dass es sicherlich auf dort nur wieder ein Intermezzo geben wird. Ein Zwischenspiel und dann darf ich mich wieder hinten anstellen. Eine Frau wie ich gehört sicherlich für die kirchenleitenden Gremien und Funktionsträger nicht in die Gemeinde, schon gar nicht in den Talar.

Da ist es hilfreich, wenn zu Ostern das Loblied der Hanna gepredigt wird - eine Schwangere besingt die Ostererfahrung. Nach Jahren des Leidens und der Unfruchtbarkeit schwillt ihr Bauch, entwickelt sich neues Leben. Mal sehen, wie sich die Dinge dort weiter entwickeln.

Klar habe ich auch Angst. Dass alles wieder ver-sandet. Dass ich nur die Lückenbüßerin bin, bis das Landeskirchenamt wieder andere besetzt. All das mischt sich zur Zeit und lässt mich kaumn dazu kommen, hier weiter zu schreiben.

Aber wenn das Buch aufgeschlagen bleibt, komme ich sicher zurück.

Dienstag, April 11, 2006

Die Kompression der Macht

Gestern hat schon wieder einer der Politiker das Handtuch geworfen. Matthias Platzeck, der Hoffnungsträger, rettet sich selber. Im letzten Moment. Man wundert sich nicht, wenn in der Atmosphäre der Macht der Mensch komprimiert wird, das Menschliche zusammen schrumpft und kaum lebbar erscheint.

Irgendwann fällt das "Sentiere" - das Spüren und Aufmerksamsein, die Achtsamkeit mit dem Menschen und für die Menschen - komplett unter den Tisch. Muss die Politik so sein und werden?

Sensibel sein und Politik machen scheinen einander schlicht auszuschließen. Oder man muss außerhalb der Macht seinen eigenen Weg finden. Machtlos werden. Erst mal verzichten und unabhängig bleiben. Statt sich wie Hunde um den Futtertrog zu balgen. Innerhalb der bestehenden politischen Systeme und Parteien - dazu gehört für mich auch der Bürgerverein - wird Druck aufgebaut, weil alle vorkommen wollen. Und selten kommt etwas raus.

Ergebnislosigkeit ist die Folge innerer Konflikte.


"Nun hast Du keine Macht mehr in Wachtendonk!" sagte meine Nachbarin gestern, als wir sie im Krankenhaus besuchten. Macht habe ich nie angestrebt, aber sie wird an einen herangetragen oder man raubt sie sich. Wir mussten herzlich lachten über eine solch spontan, ehrliche Meinung. Macht war nie mein Bestreben. Aber die Leute sehen das hier so. Ein Amt ist Macht. Die Kehrseite dieser Macht aber ist der Stillstand. Die Lähmung, wie wir sie inzwischen überall kennen.

"Was ist denn los in Wachtendonk?" fragte sie noch. Und fügte gleich selber die Antwort bei: "Na, wie immer. Alles ruhig und still." So geht es seit Jahren hier. Die Ruhe bleibt erhalten und trügerisch.

Übrigens ist es daher überhaupt nicht verwunderlich, wenn auch die hiesiege CDU in eine eigene Agonie verfallen ist und kaum mehr etwas auf die Beine bringt. Der Druck der Macht-haber ist spürbar, derer die schon jetzt mit dem Morgen spekulieren. Wer wird es machen? Stellungskriege statt Bürgernähe. Und der Refrain: erst mal sehen, wer die Merhheit hat - könnte ebenso von Berlusconi stammen und offeriert den Bürger die kalte Schulter.

Schwierig wird es dann, sich umzudrehen und freundlich zu lächeln.
Wahlgeschenke und Kollaboratinsversprechen solle es dann richten. Wir alle werden zu Komplizen und Mitesser der Macht. Berlusconi macht es vor.

Wenn nun ein Mensch wie Platzeck zerbricht, geradezu körperlich - dann sind das gute Signale in einer Zeit der innerern Korruption. Niemand muss sich für die Politik opfern. Solch Geste verrät eher eigene Machtgelüste. Allerdings macht die Ankündigung seines Nachfolgers, nun für mehrere Jahre das Amt des SPD Parteivorsitzenden innehaben zu wollen, eher Angst als Zuversicht.

Wer so weit ausgreift, kann nur scheitern.

Montag, April 10, 2006

Laufsohlenkatalog. Biographisch paniert.

Nachdem ich hier in den letzten zweieinhalb Jahren zunehmend verfettet bin - merkwürdiger Weise ist diese Zeit identisch mit der meines politischen Engagements – habe ich mich der Mühe unterzogen,und meine bisherigen Joggingstrecken ausgearbeitet. Eine Art Laufsohlenkatalog. Biographisch paniert.

Das Laufen selber entwickelte sich bei mir mehr und mehr zu einer Art Meditation. Eine eigene Zeit - den Atem und Rhythmus zu spüren. Beine und Lungen im gleichen Takt. Ein Körper, der gefordert wird. Ein Kopf, der frei wird. Eine Übung, die ich hier in Wachtendonk sträflich vernachlässigt habe. Deswegen gab es heute eine neue Jogginghose plus Shirt. Okay, wir wissen, wie solche Vorhaben ausgehen können. Ich bin gespannt.

Aber diese Frühlingsluft perlte mir heute morgen in der Lunge. Rocco – mein Hund – möchte gerne mitlaufen. Erste Strecken gelingen wieder. Komisch: Alles was der Körper einmal gemacht hat, kann er wieder tun. Ein Gedächtnis, besser als unsere Gehirne. Leibarchiv, sagte ein kluger Mann dazu. Es wäre eine fotographische Strecke wert, die in Jahren und Jahrzehnten verschlissenen Schuhe aufzulisten in eine Reihe – gequälte Innnenleben, gelaufene Kilometer.


1. Zivildienst im Ev. Bethesda Krankenhaus
1977
Die Strecke ging über Schloss Borbeck in den Schlosspark hinein. Abendliche Runden nach dem Dienst, um den Kopf frei zu bekommen. Nebenher eine neue Leidenschaft. Schwimmen im Schwesternheim.

2. Kirchliche Hochschule Wuppertal 1979
Laufen über die sog. Hardt mit wunderbarer Aussicht über das Wuppertal. Ein Tal, eine Strecke. Ausflüge aus dem KiHo-Alltag. Bis eine freudige Begrüßung einer Deutsche Dogge ( Zitat: „Die macht nichts, die will nur spielen!“ ) mir die Angst unter die Poren trieb. Danach verlegte ich mich auf sporadisches Fußball spielen. Und sonst – Studieren. Was sonst?

3. Pastorin im Hilfsdienst Mülheim Ruhr 1993
Erst musste ich aufhören zu Rauchen, bis ich das Prickeln in den Lungen wieder wahrnehmen konnte. Jeder Atemzug klar wie sonst nichts. Es ging die Ruhr entlang, immer wieder am Ruhrauenweg. Thyssenpark, der Bootsanleger. Der schwimmende Ruhrpott und dann zur Mendener Brücke. Am Fluss entlang durch Nebel der Saarner Aue. Über das Stauwehr im Takt meiner Schritte. Der Spurt zum Wasserbahnhof und zurück nach Hause. Meine schönste Strecke. Dort, wo ich zu Hause war.

4. Pastorin im Sonderdienst Köln Chorweiler 1995
Hier wollte ich nicht hin, hier kam ich hin. Immer wieder durch Betonsiedlung und –schluchten vorbei bis an den Fühlinger See. Alles künstlich angelegt, gestaltet und begradigt. Dennoch die Enten grüssen. Flucht in alte Rituale. Die Hoffnung, sich selber zu entkommen. Dazwischen eine Trennung, die tief unter die Seele brannte. Eine Entlassung aus dem kirchlichen Dienst aufgrund „atmosphärischer Störungen“. Gut war, weg zu kommen.

5. Köln Langel 1996
Nach meinem Umzug an den Rhein – Ausblicke auf fließendes Wasser. Die Ahnung von Veränderung. Schiffe, die mit sonorem Brummen meinen Weg begleiteten. Stromaufwärts zunächst an der Fähre vorbei, die Sommer wie Winter fuhr. Rheinwasser und Wind. Kehrtwende bei der Maischefabrik. Zurück im gleichen Tempo mit den Schiffen. Ab und ein ein flüchtiger Gruss.

6. Köln Südstadt - Eifelstraße 1997
Mitten in Köln drei Runden durch den Stadtwald. Deutliche Autoabgase. Und dreimal dieselbe Strecke. Geduld und der Wunsch nach offenem Land. Kinder lachen. Der Rosengarten am alten Fort duftete. Ich rieche ihn heute noch.

7. Kur in Oberstdorf / Allgäu 1998
Der schmale Weg steil hinab Richtung Breitachklamm. Eine schmale Brücke und Wasser, eiskalt und klar. Eine Luft, die perlt. Steigungen werden mit Leichtigkeit gemeistert. Körperlich habe ich mich nie mehr so wohl gefühlt. Ankommen bei Wildwasserrauschen, dann die Anhöhe zurück. Den Köper loslassen. Er macht es von alleine. Den Kopf frei bekommen. Die Seele reist nach.

8. Meersburger Fluchten 1999
Am See gelandet und grandiose Aussichten am Schloß. Am Hafen Schneespuren, die Treppe hoch zu Anettes Gärtchen, die unendlich steile Treppe, auf der Beatrice mich sah. Oben Aussichten und Seegewohnheiten, manchmal der Säntis überm See. Einen Moment Stillhalten. Die Flucht begreifen. Dann zurück über Wege, die meine Eltern in den Flitterwochen nahmen. Auch das wusste ich damals noch nicht.

9. Konstanz 1999
Der Biss zum Bismarckturm hoch. Elendig lange Steigung und nur langsam, Schritt für Schritt. Oben eine wunderbare Belohnung. Der Blick über den See, die Stadt, die Berge. Unglaubliches Panorama und Weite. Und weiter ging es dann – der Wald und ein wunderbar weicher Boden. Der Rückweg über den Friedhof. Immer noch schwirren mir einige Namen im Kopf. Verstorben und doch Begleiter. Zum Schluss auch hier neuerdings ein Spurt.

10. Zürich – Enge
2000
Von der Scheidegg an den See hinunter, durch den wunderschönen Bellerive Park hindurch. Nebenan die Eidgenössische Hotelfachschule. Am See die Fontäne, dann den See entlang. Das Schlagen der Leinen an die Alustangen der Segelboote. Bellvue bis Zürihorn. Die schönste Strecke. An Tinguelys Heureka umkerhen. Über quadratische Steine im Wasser am Seeufer zurück. Hinwege und Rücksichten derselben Strecke ähneln sich nicht. Am Baur au Lac ein Lächeln, wenn der Dampfer abglegte. Die Enge Badi, die früher die jüdische Mikwe abgab. Dann wieder durch den Park und zurück.

10. Kölner Besuche 2001
Am Rhein Rennen – vom Rheinauhafen bis zur Südbrücke, Wege die ich Jahre zuvor mit dem Rennrad machte. Ausflugsboote in Rot Weiß. Die Autobahnbrücke und am grünen Ufer zurück. Schiffe und Züge – eine seltsame Mischung. An der Bismarckbrücke ein Blick auf den Dom, der Schatten wirft. Die andere Seite zurück – oft durch Touristen und Spaziergänger hindurch. Bei sich bleiben, nicht stehen bleiben, sich nicht ablenken lassen.

11. Morgarten – Zug 2001
Bei Rolf jeden Morgen meine Runde gedreht. Anfangs durch grüne Auen den Berg hoch, wunderbares Panorama mit Blick auf den Rigi, dann durch den Wald, frischgeschlagenes Holz und in sanften Kurven wieder an den See hinunter. Rolf hat bei der Rückkehr schon Kaffee gemacht. Danach dann rund um den Aegerisee. Unglaublich, aber Schritt für Schritt. Vorbei an den Paragildern. Die wunderbaren Seehäuser. Schotterstrecke und Asphalt. Nicht mehr nachdenken und ankommen. Zum Schluss eine Zerrung, die immer wieder aufbrach.

12. Krefeld - Stadtwald 2002
Von der Uerdinger Str. über die blühenden, wilden Möhren an der Jentges Allee in den Stadwald. An der Hundewiese entlang und bis zur Trabrennbahn. Über den Weißwurstäquator zurück, den Geruch der Herz-Jesu-Suppen aus der Hüttenallee noch in der Nase. Ab und an ein Hund zur Seite. Der Wunsch nach mehr.

13. Wachtendonk 2003
Ankommen und weitermachen. Über den Grünen Weg des geplanten Gewerbegebietes bis an die Niers, Kopfweiden und Nebellandschaften, Wölkchen vom Atem. Graureiher und Fasane, ab und an ein Bussard über mir. Idyllische Landschaft, auf dem Rückweg Kühe und Schweinegeruch. Danach wurde der Durchgang zum Feld versperrt. Irgendwann lief ich nicht mehr. Schade.

Aber Dinge können sich ändern.

Sonntag, April 09, 2006

... über das Schreiben

Das Schöne am Bloggen ist, dass man nicht immer etwas zu sagen hat. Nicht immer etwas zu Schreiben. Dass es Zeiten gibt wie Ebbe und Flut. Zeiten in denen man einfach mal gar nichts schreiben oder von sich mitteilen möchte.

Natürlich denken viele, dass man einen Blog erstellt, um sich in Eitelkeit zu sonnen. Dem ist aber nicht so und das Schreiben fordert eine eigene Achtsamkeit, fast Transparenz von einem selber. Es ist vielmehr eine Disziplin, eine Übung, um mit sich selber im Gespräch zu bleiben. Etwas, was früher die Mönche in ihren regelmäßigen Gebetszeiten auch kannten. Die Zeit finden. Wieder kommen und bleiben, auch wenn nichts zu sagen ist. Sich aushalten können.

Dass ein Mensch mit sich selber reden kann, ist übrigens - wir haben ja immer noch Sonntag - auch eine Entdeckung des Lukas Evangeliums. Das ist noch keinem der Exegeten wirklich aufgefallen, dass die Geschichten des Lukas im Vergleich zu anderen tatsächlich eine eigene Dimension eröffenen. Anders als in glatten Erzählmustern, wie wir sie von Postkarten kennen ( Ja, Wetter ist schön. Sonne ist da. Und dann haben wir dieses und jenes noch gemacht ), erzählt Lukas doppel-deutig. Belichtet innen wie außen.

Andere kommen da nur zu einer Aneinanderreihnung von gesammelten Geschichten und deren Komposition. Lukas gibt diesen eine Dimension im Menschen selber. Schade, dass nur so wenig Prediger davon wissen, weil sie ihre eigene, innere Dimension gar nicht ansichtig werden. Weil sie so unmittelbar massiv und unhinterfragt meinen, allen etwas sagen zu haben. Manchmal macht es mich Schaudern, mit welcher Unsensibilität und Impertinenz ein Mensch davon ausgeht, wichtig zu sein. Nur weil er da ist und einen Talar trägt.

Mit sich selber reden können, ist die Bedingung der Möglichkeit umzukehren und Einsicht zu zeigen. Wer kennt nicht den verlorenen Sohn, der wirklich verloren wäre, wenn er nicht zu sich selber reden könnte - dort in der Fremde am Schweinetrog ? "Da sagte ich zu mir selber ..." "Da erinnerte ich mich ..." Beides sind lebensrettende Vokabeln, die miteinander ins Gespräch kommen. Das Erinnern und das Mit-sich-Reden Können. Zwillingskinder sozusagen, wie ich ja auch eines bin.

Angenehm der Mensch, der sich erinnern kann und mit sich reden lässt. In vielen meiner Coaching Prozesse geht es eigentlich um nichts anderes, als darum: wieder mit sich selber ins Gespräch zu kommen.

Meine Kollegen aus dem Predigerseminar höre ich noch sagen:
Na Karin, was lachste denn wieder so?
Haste Dir wieder einen Witz erzählt?


Ich denke, genau darum geht es.

Freitag, April 07, 2006

Die Jungs mal wieder ....


Heute hat sich der Zweikampf der Torhüter entschieden. Eindeutig der andere ist es geworden. Und weil der andere nichts werden darf, schrillen bei einigen die Sirenen. Weil es immer der eigene sein soll ... wer denn sonst ?

Solche Beschreibungen sind beliebig übertragbar. Egal, ob die Kontrahenden Lehmann oder Kahn heißen. Die Jungs wollen das Spiel machen. Wollen im Spiel bleiben. Die Unverzichtbaren.


Verwundert reibt man sich die Augen. Der Titan, der immer schon für Konkurrenz und Tatkraft stand, braucht auf einmal Seilschaften, um die Konkurrenz vorzeitig zu seinem Gusten für sich zu entscheiden. War er nicht das Aushängeschild für das Motto: Leistung muss sich wieder lohnen.

Und jetzt das: kaum ist er in Gefahr – wie kam er eigentlich dahin ? – müssen andere ihn raus hauen. Was gleichzeitig beweist: Ohne Unterstützung ist auch Kahn ein müder Macher. Man darf wohl zu recht vermuten, dass die mediale Erschütterung gespielt ist und in Wirklichkeit viel tiefer reicht.

Ein Mann, der das Siegen gewohnt ist, scheitert an sich selber.

Egal was andere machen.
Beim hiesigen Bürgerverein sieht es übrigens nicht anders aus. Die Seilschaften etablieren sich wieder. Männer bleiben nun untereinander. Und klüngeln lieber, als ihre Konflikte wirklich auszutragen.

Das sollte nicht wirklich verwundern. Dabei sein ist für viele auch wichtiger als Profil zeigen. Letzteres könnte den Schutz der anderen gefährden. Dann steht man irgendwann ganz allein im Tor, wie Oliver Kahn.


Und bekommt obendrein noch einen rein.
Dumm gelaufen. Aber immerhin.


Zeichen des Unabänderlichen


Es gibt Türen, durch die muss man einfach treten. Entscheidungen, die irreversibel sind. Die getroffen werden müssen, um weiter zu kommen. Um sich treu zu bleiben. Mit sich Schritt zu halten.

Als ich die Tage beim Bürgermeister war und auf mein Ratsmandat verzichtete, fand sich wiederum jener Passus, der mir inzwischen öfters im Leben begegnet – diesmal in gutem Beamtendeutsch: „Mir ist bekannt, dass dieser Verzicht nach § 38 des Kommunalwahlgesetzes nicht widerrufen werden kann.“

Gerne sieht man sich mit jeder Möglichkeit versehen. Ich kann dieses oder jenes. Immer. Allzeit. Tun. Ich kann. Ich könnte. Sich alle Möglichkeiten offen zu lassen, sich nicht entscheiden zu müssen, das ist angesagt.

Ich denke, so entstehen Machtphantasien. Meist Männliche. Aber nur das Konkrete ist wirklich. Nur der unwiderrufliche Schritt erzeugt Respekt und Achtung. Und das sind Türen, durch die man nur einmal gehen kann.

Es gibt viele Entscheidungen, die ich in dieser Qualität habe treffen müssen. Zugleich zeigen Sie Abschiede an. Abschiede künden ja immer von Angst. „Durch etwas durch“ zu gehen. Und sei es eine Türe, eine Erfahrung, ein Verzicht.

Meine Entscheidung Frau zu werden, war zum Beispiel eine solche. Irreversibel. Unumkehrbar. Kein Zurück möglich. Wozu auch? Aber man muss dann auch wirklich durch gehen. Und vielleicht einen Moment in diesem Dazwischen verbleiben. Anhalten im Moment der Freiheit. Den Blick nach oben richten.

Es gibt auch dieses Dazwischen Sein, bevor man den letzten Schritt vollzieht. Wohl wissend um die Entscheidung, die man trifft und getroffen hat. Er hat eine eigentümliche Qualität. Es ist ein Stück aufgerissener Himmel, den es aber nur für Moment gibt und geben kann. So als wäre man mit lauter Sternen beschenkt.

Es gibt Türen, die kann man nur einmal durchschreiten.

Im Zeitalter allseitiger Drehtüren wird dagegen das Konkrete irreal. Man geht und kommt, wie man möchte. Sagt, man engagiere sich, um sich jederzeit bei Bedarf wieder zurück zu ziehen. Beliebig. Man möchte viel und tut doch nichts. Redet und redet doch nicht. Will alles und schafft nichts.

Irgendwie verrückt. Oder?

Kein Wunder, dass die innere Lähmung genau dann eintritt, wo man tatsächlich meint, alle Möglichkeiten zu haben. Wo Machtphantasien herrschen, statt konkretes Tun. Und sei es, verbindlich zu werden für andere. Eine eigene Führungskultur zu entwickeln. Ein Blick in die Etagen der Konzerne lehrt anderes. Leider.

Liegt es daran, dass man meint, sich einer wichtigen Möglichkeiten zu begeben, wenn man sich entscheidet. Ins Hintertreffen zu kommen, wenn man selber konkret, behaftbar und authentisch wird? Ich glaube gerade das fehlt.

Oder liegt es etwa daran, dass Entscheidungen beliebig werden, weil keine Gründe ausweisbar sind? Weil man nicht mehr zur eigenen Urteilsfindung bereit ist, sondern nur noch zur Taktik und Strategie: Was schadet und was nützt mir?

Aber wenn man durch die Tür gegangen ist, wachsen neue Möglichkeiten wie von selber. Das sieht man nicht vorher. Vielleicht liegt genau da das Problem.

Am Mut. An der Verzweiflung, die beide nötig sind.
Um erste Schritte zu gehen.





Mittwoch, April 05, 2006

Schmetterlinge


wer schmetterlinge lachen hört,
der weiß wie wolken schmecken.
der wird im mondschein,
ungestört von furcht,
die nacht entdecken. ...

der wird zur pflanze, wenn er will.
zum tier, zum narr, zum weisen.
und kann in einer stunde
durch das ganze weltall reisen. ...

der weiß, daß er nichts weiß,
wie alle anderen auch nichts wissen.
nur weiß er, was die anderen,
und auch er noch lernen müssen. ...

wer in sich fremde ufer spürt
und mut hat sich zu recken;
der wird allmählich, ungestört von furcht,
sich selbst entdecken.
abwärts zu den gipfeln seiner
selbst blickt er hinauf.
den kampf mit seiner unterwelt
nimmt er gelassen auf. ...

wer mit sich selbst in frieden lebt,
der wird genauso sterben:
und ist selbst dann lebendiger
als alle seine erben.

novalis.


Es wird Zeit, dass Frühling kommt übers Land. Texte, die ich heute in meinem E Mail Briefkasten fand, berühren mich fast wortwörtlich. Es ist wie ein leises Wehen auf der Haut, als flüstere jemand von ferne und weiss mich zu erreichen.

Als ich heute an der Niers spazieren ging, sah ich nach langer Zeit den Enten vergnügt wieder zu. Irgendwas hat sich verändert. Die Luft ist etwas klarer, die Stadt ansehnlich.

Nur wer sich loslässt, kann wirkliche Freiheit atmen. Aber die hat immer ihren Preis. Wer den nicht bereit ist zu zahlen, findet noch nicht mal sich selber. Irrlichtert ums große Ganze und findet den kleinen Schritt nicht.

Ich war lange unterwegs. Heute. Und bin es immer noch.

Lesezeichen


Gefunden in einer hinteren Ecke - die Erinnerung wieder zu träumen und den Tag zu fangen. Gruss einer Freundin aus Wachtendonk, die Kunst als Verschenkkunst herstellt. Die Kunst, sein Werk zu verschenken. Die Kunst, sich selber zu geben. Eine vielbeachtete Fähigkeit, die anderen längst abhanden gekommen ist.


Heute nacht träume ich nicht, ich schreibe mir die Seele vom Leib. Schraffuren und erste Experimente. Ankommen bei sich selber. Das war immer ein Ziel, zudem ich für jede Reise bereit war.

Lesezeichen der Seele.

Oh Lord, won´t you buy me a Mercedes Benz

Die Musik noch im Ohr, während ich den Benz starte. Das Blubbern der sechs Zylinder, Woodstock und Janis Joplin. Irgendwie geht das zusammen, auch wenn mich viele für verrückt erklärt haben. Ein dreiundzwanzig Jahre alter Benz, was willste denn damit?

Bei der örtlichen Calpam Tankstelle konnte man sich der Kommentare nicht erwehren, als ich zum ersten Mal vorfuhr. „Kaum inne Politik was geworden und jetzt fährt sie nen dicken Benz.“ So denkt man hier und lacht dabei. Eigentlich wissen wir alle von unseren Sehnsüchten und müssen sie neiden oder anerkennen – ein Zwischenweg ist kaum möglich.

Sicherlich, der Kopf sagte mir: „Lass es sein“ – aber wie immer hat sich der Bauch durchgesetzt und sich entschieden. Nun steht er da, wie ein Momument, eine Herausforderung. Blech in guten Lack. 1.8 Tonnen deutsche Wertarbeit. 185 Pferdestärken, eine ganze Herde. Schwer zu bändigen. Noch schwerer zu bewegen.

Der Kopf kann keine Kompromisse machen. Das Herz schon. Und so erbarmte ich mich und spendierte dem Wagen – Hubi wird er genannt, weil alle Fahrzeuge bei uns mit H beginnen – eine Gasanlage. Mit 2.8 Liter verfügt er über schlicht unvorstellbare Maße an Hubraum. Umgerechnet sind das fast drei Milchtüten. Wer weiß schon davon. Und 15 Liter Verbrauch sind happig und künden von Konten, die anders aussehen als meines zur Zeit.

Im zweiten Anlauf ist er nun über den TÜV gegangen. Nachts ertappe ich mich dabei, wie ich bei ebay krampfhaft nach Ersatzteilen suche. Man wird Jäger und Sammler, unweigerlich und denkt, die Versorgungslage sei gut. Als ich aber für über 80 Euro neue Fensterdichtungen ersteigern musste, kam man doch ins Grübeln, ob man beim Besitz eines Benz nicht doch wieder mit Beten anfangen sollte.

Die Dichtungen aber müssen sein, sonst dringt Rost ein und die Türen bekommen diese bekannten, kleinen braunen Nadelstreifen an den unteren Türen – alles andere als ein Zeichen von Noblesse.

Schaffelle liegen auch noch auf der Rückbank und warten darauf, eingesetzt zu werden. Ein Muss für ein Benz diesen Alters. Seit gestern quietsch die Benzinpumpe, ein unerträgliches Geräusch auch für meine Nachbarn, die sich sicherlich schon wünschen, der Benz würde gar nicht mehr bewegt.

Ich weiß nicht, ob ich stolz sein soll oder mich der Unvernunft schämen müsste. Auf jeden Fall habe ich gerade eine Benzinpumpe zum Ersteigern entdeckt. Ihr verzeiht, wenn ich jetzt aussteige um weiter zu bieten. Noch steht der Preis bei 17,90 Euro. Aber es sind ja noch sieben Tage bis zum Zuschlag.



P.S.: Natürlich für Fans, die es wissen wollen. Es ist ein W123 Coupe. Baujahr 1983. Also volljährig. Auf weitere Abenteuer darf man gespannt sein.

Gibt es ein Leben nach der Politik ?

Ja, es gibt es.

Gestern bin ich von all meinen politischen Ämtern in Wachtendonk zurück getreten. Eine Entscheidung, die eigentlich schon länger fällig war. Viele bedauern das. Aber ich kann nicht weiter, wenn sich innerlich alles sträubt. Als Fraktionsvorsitzende des Wachtendonker Bürgervereins steckt viel Herzblut darin und langsam verstehe ich auch einen Mann namens Luther, der laut klagte, dass er die richtigen Leute nicht habe um seine Kirche zu bauen.

Sicherlich, die richtigen Leute wird es nie geben und gerade die Politik ist die Kunst der Kompromisse. Diese darf man jedoch nicht so weit treiben, sein eigenes Profil zu verlieren. Gerade als Bürgerverein war man doch angetreten, es anders zu machen. Herausgekommen ist dasselbe, was man auch bei SPD und CDU erleben kann. Interne Konflikte, die nicht ausgetragen werden. Ein beschämendes Ergebnis von Politik, wenn man je länger je mehr mit sich selber beschäftigt ist. Das erinnert so fatal an die Situation in den Unternehmen, die auch den Kunden vergessen über der Möglichkeit, auch nur einen Cent einsparen zu können.

Die Kosten sind enorm. Vertrauen und Kreditwürdigkeit. Überhaupt die Möglichkeit, anderes wahrzunehmen als sich selber. Wahrscheinlich stimmt es sogar und Politik - gerade die hiesige Kommunalpolitik - ist eine Versammlung von Eitelkeiten und geborenen Narzissten. Dass man mich dort selbstverständlich hinzuzählte, braucht hier nicht eigens erwähnt zu werden, zeigt aber, dass man stets von sich selber dachte und beurteilte, was andere taten.

Schlimm wurde es dann wirklich in der letzten Fraktionssitzung, wo man gar nicht mehr bereit war, inhaltlich zu arbeiten. Ich war ja fast schon an so ein masochistisches Innenverhältnis gewohnt, dass man für die Arbeit, die man leistet auch noch getreten wird. Es sind die Männer - immer wieder - die sitzen bleiben und entscheiden wollen. Urteilen müssen über das, was andere machen, ohne doch selber zu Aktionen zu kommen. Das ist ein Virus in Wachtendonk, der ernsthaft in der Politik grassiert und den man kaum bekämpfen kann. Wahrscheinlich gibt es kein Mittel dagegen und man muss sich verhalten wie damals, als das Penecillin noch nicht erfunden war.

Also ist der Bürgerverein mutiert zu etwas, was man überall bekommen kann. Und wer exponiert nach aussen steht, kann das nicht dauerhaft und sinnvoll machen, wenn man keine eigene Unterstützung erhält. Sicherlich haben viele gedacht, die starke Karin sein "unkaputtbar" - eines der schönsten Worte aus dem Ruhrgebiet. Aber das ist sie nicht und es zeigt schon den Notstand an, dass ich vorab noch nicht mal mit irgend jemanden über meinen Schritt reden konnte. Das ist dann so, wenn man nicht bereit ist, sich locker zu halten und den Ärger aus den Kleidern zu schütteln.

Nun habe ich mich für den Blogg vom Niederrhein entschieden und werde auch zum Schreiben zurück kehren. Die Energie und die Berichte sollten bleiben und die Alltagssprache ist allemal ehrlicher und wahrer, als die gestelzte politische Forderung. Man muss bei den Menschen bleiben, will man Geräusch erzeugen. Dass der Gemeinderat eine virtuelle Veranstaltung wird, ein um sich selber kreisendes Etwas, das war zuvor schon klar. Und man war angetreten, dies zu ändern und landete dort, wo man nicht hin wollte. Eine bittere Erfahrung, aber früh genug, noch etwas draus zu machen.

Nachts schreibe ich dann hier. Wenn die Gedanken kreisen oder ich einfach nicht einschlafen kann. Das passiert schon mal, habe ich doch auch andere Sorgen, die mich umtreiben können. Nun werde ich mich mehr auf meine Praxis besinnen müssen. Und die, die war schon immer nahe bei den Menschen.