Mittwoch, Januar 26, 2011

Rites des Passages - ein neuer Fall für die Kirche

Lange schon lief die Gerüchteküche: Die Ev. Kirche habe einen weiteren Fall von Transsexualität, ein Pfarrer also, der sein Geschlecht wechseln wolle. Mich hat das sehr irritiert, dachte ich doch endlich mit dieser Kirche fertig zu sein und dann das: alles wird wieder aufgerührt, zumal einige Beteiligte durchaus schon meine Wege kreuzten.

Es gab erste Interviews in der BILD Zeitung, in der sich die wohl inzwischen getrennt lebende Frau äußerte, wiesen mir die Richtung. Merkwürdig dachte ich mir, ausgerechnet einen solchen Weg zu gehen. Wie viel Verletzung und Not muss dahinter stecken, dass die Ehefrau ausgerechnet zu BILD geht? Da muss arg viel Verzweiflung mit im Spiel sein, Enttäuschung, die nicht aufgefangen werden konnte. Die Unmöglichkeit, das Leben wieder zu gewinnen im anderen Geschlecht, was immer es für alle Beteiligte bedeutet. Die Wege bleiben ja offen, auch wenn vieles sich ändern mag. Mit dieser Erkenntnis fängt es doch an. Womit denn sonst, wenn man ins Unbekannte aufbrechen will. Im Nachhinein erscheinen zwei gescheiterte Ehen und sieben Kinder - immerhin, das scheint Rekord zu sein bei einer solchen Übergangserfahrung. Aber schon jedes Pfarrhaus ist architektonisch für vier Kinder eingerichtet, wo gibt es das sonst?

Deshalb - warum nicht ?

Dann las ich, dass Pfarrer Spörkel in Frauenkleider gesichtet worden sei im Kirchenkreis. Was muss das für eine Schockwelle in ihm selber ausgelöst haben. Will man doch gesehen und entdeckt werden und hat zugleich unendliche Angst davor. War das der Anlass zu seinem Outing? Die Verzweiflung, sich nicht mehr verstecken zu können? Und was geschah danach? Wir wissen es nicht, lesen von Kur und Krankheit und jetzt einer überraschenden Pressekonferenz, in welcher die Gemeinde ihren Pfarrer trägt, der sich über einen Namensänderung noch keine Gedanken macht.

Mein Vorschlag ist banaler Natur: Im Schoße der Kirche verankert sollte sie sich DOROTHEE oder DOROTHEA nennen - Geschenk Gottes übersetzt, denn nun hat sie ihr Schicksal in das der Kirche gelegt und ich hoffe, die Fahrt geht besser aus als die meine. Als ich damals aufbrach, 1987 vor über 22 Jahren, versehen mit guten Wünsche, hatte ich Angst vor Psychiatern, Ärzten und Operateuren und setzte mein Vertrauen ganz auf Gott und die Kirche. Das hat sich allerdings sehr bald gewendet, wenngleich Gott eine himmelsschreibende und -schreiinde Existenz weitaus besser auszuhalten vermag, als die Kirche mich oder ich dieselbe inzwischen.

Nun warten wir ab, was werden wird. Es rührt auch meine Kirchengeschichte wieder auf. Der immer noch beste Kommentar dazu war das WDR 5 Feature "Karin Kammann und der verlorene Talar". Vielleicht sollte ich es mir wieder mal anhören, wenn auch begleitet mit der freudigen Nachricht, dass besagter Oberkirchenrat Dembek inzwischen in den damals schon längst verdienten Ruhestand gegangen ist. Sein Nachfolger ist fast mein Jahrgang. Die Zeiten ändern sich.