Dienstag, Mai 26, 2009

Weil man schon ist, was andere werden müssen


Neulich fand sich in meinem E Mail Briefkasten folgende Einladung:


"Das Human Design System transformiert uns und bestärkt uns, unserer wahren Natur entsprechend zu leben. Dieses Seminar gibt Ihnen die Möglichkeit, erlebnisorientiert die Grundzüge Ihres Human Designs zu erfahren. Ich berücksichtige die Erkenntnisse der modernen Gehirnforschung und biete dieses Seminar entsprechend auf den Ebenen des Denkens, Handelns und Fühlens gleichzeitig an. Sie erleben in diesem Seminar, was es heißt, wirklich sich selbst zu leben und dadurch weniger Frustration, weniger Bitterkeit, weniger Zorn oder Enttäuschung zu haben. Kurz: Sie erschaffen sich ein Leben mit weniger Widerstand. Sie werden auf einer tieferen Ebene verstehen, wie und wo Sie konditioniert wurden und können Ihre De-Konditionierung verstärken. Auf diese Weise wird es leichter, Ihr wahres Selbst zu leben. Erleben Sie Ihre Einzigartigkeit! Das Living Design Seminar ist keine Ausbildung sondern dient der Selbsterfahrung."



Tatsächlich so geschrieben und ernst gemeint.

Schon immer habe ich mich gewundert, was sich alles so an Einladungen in meinem elektronischen Briefkasten bei XING findet. Man ist erstaunt und erschrocken zugleich und fühlt sich an Stücke der Berliner Schaubühne erinnert, in dem das Wort Gesicht konsequent durch soziales Display ersetzt wurde. Immerhin schon damals ein ironischer Fingerzeig zur Verrohung der Sprache.

Die Machbarkeit des Menschen und seiner Seele ist das, was mich nicht in Ruhe lässt. Wie kann man so etwas aus sich setzen und machen? Anstatt einander mit Respekt und Achtung zu begegnen, weil man schon ist, was andere stets werden müssen?

Das immerhin wäre eine gute, frohe Botschaft.
In turbulenten Zeiten. Immerhin.


Freitag, Mai 01, 2009

Maiunruhen oder Bowle - eine Replik zur laufenden Diskussion


Der Mai ist gekommen und alle halten still. Selbst die Frage, in Deutschland nun Unruhen drohen oder nicht, bleibt in sich stehen, bewegt nichts weiter, produziert die selben langweiligen Schlagzeilen. Es kommt mir vor, als hielten wir einen Moment den Atem an. Und wüssten noch nicht, wie es weiter geht.

Als Antwort tauglich fand ich folgende Stellungnahme von mir:

Ah ja, die Deutschen .... und der Maistreik

Die Deutschen machen unheimlich gerne Revolution
und brauchen keine Alliierten, die ihnen die Demokratie bringen. Sie schaffen es spielerisch, sich von Diktatoren zu befreien und auch nachhaltiges Wachstum in der Wirtschaft zu betreiben.

Sie schreiten gegen Waffenlieferungen ein und je erfolgreicher sie sich nach außen wenden, desto mehr begreifen sie die verhängnisvollen Folgen des eigenen Reichtums und der ungerechten Verteilung.

Ihr Fleiß gründet in einer ethischen Grundeinstellung der Arbeit gegen über und Werte wie der VW Käfer stehen noch immer für die ungebremste Lauftleistung ihrer Motivation. Die Idee mit Geld noch mehr Geld verdienen zu können, habe sie an der Schweizer Grenze empört zurück gewiesen, denn das könne schon gar nicht angehen.

Die Deutschen lieben es, mit Bausparverträgen zuerst das Haus des Nachbar finanzieren, im Vertrauen darauf, dann auch für sich einen sicheren Mitstreiter gefunden zu haben. Sehen dann in der Siedlung alle Häuser gleich aus, stört es den Deutschen nicht, sondern er nimmt es als Anlass zur Individualisierung und Ausprägung seines eigenen Vorgartencharakters.

Das Wort Krise ist ihm stets Anlass, erneut mit dem Sparen anzufangen - was das Sparen von Ideen und Investitionen mit einschließt. Er kann sich selber aushungern und durchaus nur von Kartoffeln ernähern, wenn es denn sein muss.

Braucht der Deutsche Geld, würde er es sich niemals leihen, auch nicht um selber mehr Rendite daraus zu machen. Schon gar nicht möchte er auf dem internationalen Markt tätig sein, weswegen er die Börse Frankfurt für ein lässliches, aber unvermeidliches Übel betrachtet.

Der Lieblingssatz aller Deutschen lautet daher: Vertraue mir
und: Das wird schon noch. Und zuletzt: Komm trink eine Bowle mit mir.

So überstehen wir die Krise. Und wenn nicht, kommen wir dennoch durch. Weil das haben wir immer geschafft, selbst damals, als es noch keinen Käfer gab.