Freitag, Januar 01, 2010

Asynchroner Rückblick



... also jetzt ist es da.
Angekommen. Das neue Jahr.

Agenda Jahr 2010.
Und merkwürdig genug, man wird gelassener mit der Zeit. Erinnerungen schweifen auch auf das Schweigen im letzten Jahr. Irgendwie war der Wechsel angesagt und er schien unausweichlich. Eine Welt, die sich ändern musste. Die die Finanzkrise ernst nahm, bereit den eigenen Lebensstil zu wechseln. Selber schrieb ich den ein oder anderen Beitrag, wie man mit der Krise umgehen könne. Eine Serie, die Anstoss geben sollte. Und etwas Boden unter den Füssen. Irgendwie ersehnt, etwas zu sagen zu haben.

Es kam alles anders.
Es änderte sich nicht.

Mit Milliardensummen wurde die Zukunft weiter betoniert. So als wäre nichts geschehen. Ich war baff. Dass nichts geschah war schlimmer als die Konsequenz zu gegenwärtigen, die Banker mit ihrem Handeln verursachten.

Da wurden Kredite zu Rohstoffen gemacht, mit denen man neue toxisch-begehrte Ware erhielt. Eine gigantische Umverpackung war da in Gang gesetzt worden - entkoppelt von aller Wirklichkeit. Suprime Krise sagte man dazu und eigentlich war es ein großes Dealergeschaft. Ein Verpackungsbetrug, weil niemand mehr wusste, was er da handeltet und verkaufte. Den schwarzen Peter hatten die, die meinten, da wäre wirklich mehr drin. Da wären echte Werte verpackt.

Die Konsequenzen hat niemand tragen müssen.
Bis heute nicht.

Das Schlimme daran ist, dass Tat und Folge entkoppelt worden sind - auf Kosten der Zukunft. Auch wir pumpen uns die Gegenwart aus der Zukunft. Wir verbrauchen schon jetzt die Chancen der Jugend durch eine unfassbare Überschuldung. Und nur, damit die Folgen der bösen Tat nicht alle treffen. Eigentlich niemanden treffen. Jetzt noch nicht.

Ich glaube sogar, im letzten Jahr wäre diese Gesellschaft bereit gewesen, die Konsequenzen auf sich zu nehmen und ernsthafte Konsequenzen zu ziehen. Schuldige zu strafen. Taten beim Namen zu nennen. Das Unfassbare in den Alltag zu lassen. Knapp am Abgrund vorbei, den Schwindel nicht vergessend.

Nein, ich rede nicht der Katastrophe das Wort, aber es wäre etwas anderes gewesen, für ein Gleichgewicht zu sorgen. Einen sogenannten Tun-Ergehens-Zusammenhang anzuerkennen, wie es biblisch sehr wohl zum Bestehen einer Gesellschaft als grundlegend notwendig erachtet wird. Eigentlich begründet sich darin alles Recht. Dass jede Tat eine Folge hat, dass das eine das andere nach sich zieht und vor allem spürbar wird. Spürbar wurde nur die Angst.

Und so lieh man sich Unsummen aus der Zukunft, damit nicht geschieht, was andere erwartet haben. So verteilte man das Kleid der kommenden Generation unter den Menschen und alle blieben still.

Auch ich.

Mir fiel dazu nichts mehr ein. Mir stockte der Atem und ich erlebte mich abermals asynchron. Nicht mehr passend. Als könnte ich diese Zeit nicht verstehen, die da bereit ist, alles und jede Schwierigkeit abzufedern. Als wäre es möglich, was man für unmöglich hielt: Tat und Folge zu entkoppeln. Das Ergehen als Zustand zu definieren: Ja, es geht uns immer noch gut.

Stillstand. Denke ich da.

Zementierter Stillstand,
subventionierter Stillstand,
der nächsten Generation entwendeter Stillstand.

Stillstand gleich Wohlstand.
Wie soll das gehen?
Gut gehen?


Wieder blicken alle nach vorn und vergessen.
Das neue Jahr wird besser als das alte.

Wie immer schon.