Donnerstag, April 13, 2006

do not hesitate

Es ist schon merkwürdig und absolut unerwartet. Dieses Osterfest entwickelt seine eigene Dynamik und bringt mich wieder an den Schreibtisch, ans Predigen zurück. Es ist beglückend und schaurig zugleich, wieder im Talar zu sein und Gottesdienst zu "machen". Nach Jahren des Schweigens, der Trauer und des Ausgegrenztseins. Des Stillstandes. Fürwahr: Diese Kirche hat mir nicht nur Gutes angetan.

Und dann das: der Schub ins Leben, eine Pfarrvertretung in Uedem - sicherlich nicht mit dem Gehalt, aber immerhin - wieder in den biblischen Texten baden gehen, das Herz nicht zurück halten, es fließen lassen wie Buchstaben auf das Papier. Das tut gut. Bringt mich in Bestimmungen zurück, die ich fast vergaß.

Mir ist es oft wie Jona ergangen und immer wieder bin ich - was immer ich beruflich auf versucht haben - von Bord gegangen. Angeheuert und unter falscher Flagge. Es ist ungemein beschwerlich, einen Job zu suchen. Durchzukommen. Geld zu verdienen. Mit schlappen 46 Jahren wird das wirklich nicht einfacher.

Und so habe ich das alles aufgegeben und muss nun das aushalten: Kein Einkommen zu haben, von dem ich leben könnte. Keinen Beruf. Keinen Ort gefunden zu haben. Das schmerzt manchmal. Aber Jona fand ja auch einen Fisch, der ihn verschlang. In dessen Bauch sang er Lieder der Zuversicht.

Ein Vorbild - vielleicht. Auch wenn es kein Fisch ist, unserer Partnerschaft hält so manches aus und wird immer noch Raum für Lieder haben. Immerhin das ist ein gute Botschaft.

Jetzt habe ich jeden Tag einen Gottesdienst geschrieben und vorbereitet und ich wundere mich, wie selbstverständlich und klar das geschah. So, als hätte ich über Jahre nichts anderes gemacht. Als käme ich zurück und jemand würde aus der hinteren Ecke sagen: Na Karin, waste mal eben einkaufen?

Natürlich weiss ich auch, dass das trüberisch ist. Dass es sicherlich auf dort nur wieder ein Intermezzo geben wird. Ein Zwischenspiel und dann darf ich mich wieder hinten anstellen. Eine Frau wie ich gehört sicherlich für die kirchenleitenden Gremien und Funktionsträger nicht in die Gemeinde, schon gar nicht in den Talar.

Da ist es hilfreich, wenn zu Ostern das Loblied der Hanna gepredigt wird - eine Schwangere besingt die Ostererfahrung. Nach Jahren des Leidens und der Unfruchtbarkeit schwillt ihr Bauch, entwickelt sich neues Leben. Mal sehen, wie sich die Dinge dort weiter entwickeln.

Klar habe ich auch Angst. Dass alles wieder ver-sandet. Dass ich nur die Lückenbüßerin bin, bis das Landeskirchenamt wieder andere besetzt. All das mischt sich zur Zeit und lässt mich kaumn dazu kommen, hier weiter zu schreiben.

Aber wenn das Buch aufgeschlagen bleibt, komme ich sicher zurück.

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