Montag, April 06, 2009

Ostern übersetzen oder zu Ostern übersetzen


Nicht einfach mit diesem Fest, zumal wenn man es übersetzen sollte in alltägliches Tun und Arbeiten. Wenn es nicht fern bleibt oder zur Idylle verkommt. Als ich noch predigte - damals zu Uedem - habe ich einmal von der "Ermutigung für Hasenfüße" reden können, sich eben Ostern zu stellen und nicht weg zu laufen. Das war vor zwei Jahren.

Heute ist die Welt anders und doch mit derselben Herausforderung konfrontiert. Ich möchte heute, in der sog. Karwoche Ostern, dieses unvergleichliche Ereignis weder einebnen in die Alltag, noch konvertierbar machen mit der Masse der Ereignisse, die uns überströmen.

Daher ist die leidliche Frage der Übersetzung nicht die des Osterfestes selber, wie man also die Botschaft mundgerecht servieren mag, damit sie verdaulich bleibt und nicht aufstößt. Eigentlich ärgert es mich schon so lange, dass die Theologen in der Krise schweigen, dass kein Wort über ihre Lippen kommen denn das alte WeiterSo. Ich jedenfalls habe nicht viel erquickliches gehört dazu.

Vielleicht kann man Ostern nicht über setzen, sondern muss zu Ostern über setzen, wie ein Ausflug des Herzens. Dorthin, wo Freude ein Kennzeichen ist. Wo das Überwinden ein Markenzeichen wurde, sogar das Überwinden des Todes. Dass man diese Erfahrung von Verlust und Wiedersehen, die da Ostern an den Rändern beschreibt, doch endlich mal ernst nimmt.

Freude, so wurde gesagt, ist Ostern. Und es gibt diese Tradition des Osterlachens, dass man die Angst nun auslachen darf, den Tod verspotten. Dieses unerhörte Tun, das auch die eigenen Grenzen der Existenz sprengt und übersteigen darf: Nur Verrückte trauen sich das.

Genügen würde es mir heute, wenn der Himmel immer ein Stück offen bleiben kann. Für das Unverrechenbare. Die Freude, die sich wieder einstellen mag. Dass die Trauer gestillt wird im Wiedersehen dessen, der sich als lebendig zeigt.

Ich erinnere mich gut, wie ich vor Jahren in Taize war, es muss so 1977 gewesen sein, lange her, dass ich eine Woche Schweigen mit Frere Alois vereinbart hatte. Diese wunderbaren Spaziergänge durch blühende Landschaften, die alte Bruchsteinkirche von Taize, in der ich mich so gerne aufhielt und die Gottesdienste mit ihren Gesängen. Da wird man so schön durchlässig für das Schöne, dass sich obendrein noch für immer breit machen möchte in der Seele: Texte aus alten Zeiten, die einfließen. Infusionen von Hoffnung oder auch nur Berührtheiten.

Da dass ich nun als junger Eleve, als ein Mensch mit eigenem Gebrechen, und der Himmel ging ein Stück weit auf. Es war die Geschichte der weinenden Maria im Garten, die ihre Trauer ganz austragen darf, in Jesu neuer Gegenwart. Das ist so zärtzlich geschrieben, so flüssig gehalten - ein Testament des Menschen aus dem Johannes Evangelium. Geradezu so, dass Menschen bleiben und neu werden können - zugleich mit jenem Auferstandenen. Für mich kann ich tatsächlich sagen, dass ich weinte vor Rührung, davor dass das Vergehen nicht endgültig sein muss, dass es ein Wiedersehen hinter unserem Horizont geben kann - immer dort, wo der Himmel ein Stück offen bleibt für das Wunder.

Eben - immer ein Handbreit Himmel über der Seele.

Das tut gut. Das ist Ostern, wie ich es heute begreife.
Mehr brauche ich heute nicht.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ermutigung für Hasenfüße - kann es eine schönere Übersetzung füt Ostern geben?