Montag, Februar 05, 2007

Vaginales Fundstück

25. Internationalen Huren Kongresses
in der Immanuelskirche Berlin Kreuzberg

Bericht:

Mein letzter Gottesdienst im Sonderdienst wurde auf Einladung des internationlen Hurenkongresses 2000 in Berlin Kreuzberg gehalten und beschränkte sich auf die Verlesung von Lk. 7,36 ff (Jesu Salbung durch die Sünderin), damit die Huren die Kirche als Vesammlungsort tatsächlich wie geplant nutzen konnten. Man hatte ihnen den Zutritt zur Kirche tatsächlich verweht, da man einen rituellen Tanz um eine von den Huren mitgeführte Papp-Vagina befürchtete.

Ausgerechnet jenen Frauen, die schon vor 25 Jahren in Paris eine Kirche erstürmt hatten und öffentlich wurden und sich anzeigten in ihre Menschenwüde als Frau und Sexarbeiterin, verwehrte man nun die Kirche. Eben jenen Frauen, die den Mut hatten, sich bei sich selber zu behaften, sich anzuzeigen als Mensch, was der Kirche gänzlich fremd und bedrohlich erschien.


25 Jahre später fragt es sich verwundert, was eine Ev. Kirchengemeinde hindern mag, Huren in ihren Gottesdiensträumen willkommen zu heißen? War es die alt-uralte Angst vor dem Weiblichen?

Mit Heinrich Albertz erinnere ich mich gerne daran, dass - so Gebet und Bibellesung vorhanden sind - jede Versammlung kirchenrechtlich als ein Gottesdienst zu betrachten sei. Also sagte ich als Pastorin, dass ich dort mit den Huren einen Gottesdienst halten wolle, erlangte Zutritt und las vor allen Huren den Text bei Lukas, als Jesu gesalbt wurde, öffentlich in des Pharisäer Hause von einer dahergelaufenen Sünderin oder Hure. Denn auch solche Geschichten sind zu Hause in der Bibel und sie sind keine Zutaten, sondern Sterne.

Denn Jesus ließ sich die Füsse mit Tränen netzen. Er ließ sich gefallen den Liebesdienst jener und erst recht, was jene Frau im Schilde führte. Der Text in der Bibel war nun verlesen und jetzt brauche es nur ein Gebeit - mehr nicht und fertig war der Gottesdienst. Denn, was braucht es mehr als echte Menschen und diese beiden Zutaten?


Als dann eine Domina in Lackoutfit völlig unerwartet auf der Orgel ein Präludium von Bach intonierte, da war das Reich Gottes in der Immanuelskirche Kreuzberg handgreiflich nahe.

Es fiel mir nicht schwer festzustellen, wie wenig nah diese verfasste Kirche bei den Menschen ist - dafür umso näher bei ihren Ängsten. Übrigens und falls es interessieren sollte: auf das Mitführen der Pappvagina wurde von seiten dern Huren verzichtet. Allerdings konnte ich mir nicht verkneifen, alle Anwesende zu fragen, ob sie denn auch ihre Vagina mitgebracht hätten. Was alle eilfertig und gerne bestätigten. Also hatten doch alle ihr Vaginchen bei sich. Was brauchte es da noch eine große Pappvagina ?

Ich denke es ist an Zeit - immer noch und erst recht - , statt erneut Menschen zu stigmatisieren und auszugrenzen, eine neue Geistesgegenwart in dieser Kirche zu er-finden: im Umgang mit Menschen und auch im Umgang mit den ihr anvertrauten Texten. Hier ein Versuch



gedankenreim:
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der liebe mass

gedankenreim zu Lk. 7,35ff
jesus und die sünderin



[1]
wie sich verwickelt

die liebe
nach aussen
im hause der feinde
angesichts des spottes
bei der die schon kennt
ihre schuld

unablässig immerzu
fliesst die träne auf ihn zu



[2]
wie sich verwickelt

das wissen
nach innen
im hause des spottes
angesichts der liebe
bei dem der schon kennt
seinen prophet

unablässig immerzu
murrt er: so bist du?



[3]

an füssen
ihn küssen
sie dort zu ehren
lässt ER sie gewähren
ohn unterlass

zwei schuldner zusammen
vergebung erlangen
dem denken
zu schenken
der liebe mass


copyright by karin kammann

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