Mittwoch, Dezember 07, 2011

Es ist doch passiert ... .

...

Am 30. Nov. diesen Jahres bin ich endlich aus der Ev. Kirche ausgetreten.



Eigentlich ein unvorstellbarer Schritt für mich, aber irgendwie stimmig und passend. Dennoch mit einer Nacht Alptraum zum Abschluss belohnt. Als ich anlässlich meines Interviews von brandeins.de noch mal einen Blick auf meine Kirchengeschichte warf, wurde mir doch klar, dass an zuverlässigen Reaktionen in den letzten 10 Jahren rein gar nichts kam.

Es ging ja tatsächlich soweit, dass man Polizei und Psychiatrie
bemühen wollte, um mich vom kirchlichen Dienst fern zu halten. Selbst als normales Mitglied dieser Kirchengemeinde in Wachtendonk wollte man mir nicht beantworten, wo und wann denn das Presbyterium tage.

Deshalb ein Resumee frei nach Kierkegaard: Das Frohmachende daran, dass nicht die Kirche mich, sondern ich die Kirche ausgehalten habe.

So bin ich dann an diesem Tag früh Morgens nach Geldern gefahren, habe meine 30 Euro
Austrittsgebühr bezahlt und mich abgemeldet. Keine Stunde später hatte ich eine Trauerrede am Grab zu halten. Es waren Eusslanddeutsche, die spät nach Geldern kamen. Eine Tochter aus Moskau, die kein Deutsch versteht. Und dazwischen eine vogelfreie Pastorin, die etwas sagen sollte, weil baptistische Russlanddeutsche keine Urnenbeisetzungen erlauben. Also musste jemand anders ran.

Als ich fertig
war, trat ich zurück vom Grab und stand noch eine Weile da. Fragende Augen lagen auf mir. Einen Moment zu lange. Dann öffnete sich der Mund der alten Frau: Bitte, beten sie noch mit uns?

Unfassbar.
Aber gut.

Also sprachen wir gemeinsam das Vater Unser. Ich gab den
Segen, so wie
ich es gelernt hatte. Kaum vor einer Stunde noch der Kirche entkommen, in den Armen der Menschen gelandet.

"Beten Sie noch mit uns?"
Sowas auch.

Gut sage ich mir, wenn auf solche Traditionen die
Kirche kein Copyright mehr hat und alles wieder konvertierbar wird. Mitten ins Leben hinein. Warum auch nicht?

Raus aus der Kirche,
rein zu den Menschen.

Ein schönes Fazit, durchaus.



P.S.: Ja, es ist gegenüber der Kirche tatsächlich schon meine zweite Austrittserklärung gewesen. Die erste findet sich hier


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