Montag, Januar 19, 2009

Auffällig ist es schon ...

Na, das hätte ich selber nicht gedacht.

Dass ich hier noch mal Meldungen über die Kirche bringen werde. Scheine wohl mit dem Thema immer noch nicht so ganz abgeschlossen zu haben. Wie sollte ich auch nach über 21 Jahren Versuch, dort Heimat wieder zu finden?

Es ist ja nicht so, dass dort keine Heimat war. Damals.

Sicherlich, wenn ich phantasiere sitze ich da mit Frau und vier Kindern in einem Pfarrhaus am Niederrhein. Wäre vielleicht sogar der Nachfolger jenes besagten und unsäglichen Herrn Oberkirchenrates Dembek geworden, der nun via Interview von tragischen Umständen sprechen muss.

Nun aber alles nichts. Oder nichts von alledem.
Seit neun Jahrn versuche ich übers Wasser zu laufen.
Beruflich immer wieder neu. Mein jüdischer Freund Shimon aus Essen Werden sagte dereinst mal: "Karin, Dein Job ist es, einen Job zu bekommen!" Was vielleicht als Kompliment gemeint war, aber noch lange nicht als solches ankommen muss.

Jüdische Freunde schätze ich - sehr sogar. Nicht nur aufgrund ihres ehrlich skurrilen Humores. Aber auch deswegen. Dennoch kann ein kein Job sein, einen Job zu bekommen. Das ist auf Dauer zu anstrengend. Zu viel. Immer wieder neu zu versuchen, aufzubrechen. Los zu gehen.

Was habe ich in diesen neuen Jahren nicht alles versucht und unternommen:

1. Key Account Managerin einer finnischen Internetfirma
Oyi - das war unglaublich, was da abging. Und unvergessen meine Fahrten mit dem Rennrad morgens von Mülheim Ruhr in den Medienhafen. Frische Aussichten und Internet Blasen an den Füssen. International Mobile Innovation Group mit wöchentlichen Telefonkonferenzen - all over the world. An was wir glaubten: immer nur an die eigene Zukunft.

2. SAP People Placement - Projektbetreuerin
ABAP sei Dank, kenne ich jetzt auch verschiedene Kundenkreisnummer und bin sicherlich eine der wenigen Pastorinnen, die einen Grundkurs SAP Anwendung in der Schweiz besucht hat. Verrückte Zeiten, wo Berater in teueren Konfrimandenanzügen vor mir standen und um Jobs für sich baten. Hilflos - an und für sich reine Systemagenten.Übrigens hat der Chef, der mich damals eingestllt hat, inzwische wohl sein Geschlecht gewechselt - auch für mich mehr überraschend, als jemals geahnt. Aber doch die Erklärung, warum ich damals SAP lernen sollte, während er von mir abschaute für demnächst. Unfassbar. Aber wahr.

3. Leiterin Geschäftskunden Betreuung
von 02 Germany - Premium Partners
02 - can do. Oder auch nicht. Unvergessene Fahrten bis nach Würzburg, wo ein bundesweiter Vertrieb aufgebaut werden sollte. Hochfliegende Jungs, die im geleasten BMW und Mercedes vorab ihre Erfolge feierten, die nie kommen sollten. Man war manisch und motorisch. Immerhin ein brauchbares Bewegungsprofil. Wenngleich erfolglos.


4. Gebietsrepräsentantin der DKV Krankenversicherung
Da gab es Erfolg mit Hals- und Beinbruch und zudem zum ersten Mal die Phantasie, bleiben zu können. Dort in Mülheim Ruhr als Versicherungsagentin im - eigentlich - Nebenberuf. Denn alles gelingt mir nur im Nebenbei, als sei meine Berufung woanders und meine Sehnsucht unter der Seele verdeckt. Immerhin, es wäre eine gut lebbare Perspektive gewesen. Es sollte nicht sein.

5. Call Center Agentin für Abonomentenwerbung
Auch das tat ich. Die Hardcore Fassung. Vier Stunden nachmittags am Telefon zur Werbung. Du wolle kaufen. Und mit meinem jemals unvergessenen Kalauer: "Ich kann nicht aufs Klo." "Warum das denn nicht?" "Da ist ein Wolf drin!!" "Waaas -- ein Wolf ???" "Ja, den habe ich mir gerade telefoniert!" Einverstanden? Eher nicht!

6. KompetenzChecks in Dortmunder Hauptschulen
Unfassbar, dass ich selber dort mal arbeiten werde. Dort, wo meine grösste Angst war über Jahre hinweg. Und auch jetzt wieder ein trautes Willkomm: "Ey biste schwul oder Jude- du Opfa?" Identitätsanstiftungen ohne Sinn. Eine neue Fraktion von arabischen Jugendlichen mit russischen Auswanderfamilien. Dazwischen kein Leben. Und ich ... unfassbar. Ich habe es getan. Auch um zu zeigen - es geht. Aber wohl mehr auch nicht. Immerhin - 400 Euro pro Tag. Während die Chefin weit mehr abzockte. Schwamm drüber.

7. Repräsentantin der Deutschen Sporthilfe - Niederrhein
Hier man Niederrhein durfte ich hilflose Manger besuchen. Verkaufte dickledrige Bildbände über Themen, die schon morgen nicht mehr aktuell, aber zum Verschenken immer noch gut waren. Dazwischen die Ahnung von Komplizenschaft: Das machten alles Frauen, die zwischen den Zeiten vielleicht gar nicht mal so wenig Geld verdienten. Nicht nur als Zubrot. Einfach so. Nebenbei, weil die Männer eh genug hatten. Vielleicht auch von ihnen.

8. Fundraiserin der Fairness Stifung in Frankfurt
Da gebe ich zu, habe ich mich angesprochen gefühlt. Schon im Jahre 2001 war ich dort, weil ich auf ein Echo hoffte. Immerhin, muss man sagen, haben sie über Bianca Müller berichtet, jene Trans- oder Intersexuelle der Polizei, die sich im Alter von 50 Jahren umbrachte, aus dem Leben expedierte, ohne Wenn und Aber, als letzte Tat. Da gab es einen Artikel über sie - damals. Einladend. Offen. Fair Das erste Mal, dass ich so etwas lesen konnte - zwischen all den Verzerrungen von MenschSein. Berührend. Da musste ich hin. Machte Hot-Line Beratung für Mobbing Opfer. Zwischendurch auch VIP Betreuung, wie heute noch. Zur Fairness Preis Verleihung.

9. Analyse und Teambildung Führungskräfte
Das war witzig. Sales Support und ich machte die gesamte Konzeption. Ohne dass sie auch nur einmal nachgefragt wurde. So durfte ich dann mit Fragebogen ein flottes Management für ein Flottenmanagement begeistern. Aus Bürokratie Manager machen, wenngleich widerwillig. Nur partieller Erfolg, weil man mich gerne vergisst, vor allem dort, wo es weh tut. Das Schicksal, wenn man ehrlich bleibt.

10. Sales Repräsentantin der Avinci.de
Damals eine irre Story:50 Consultans wollen die Sercon verlassen, um etwas Eigenes zu gründen. Es gehen 140 von denen. Und nach zwei Jahren sind es 400 Consultants in der IT Branche. Heute weiss ich, warum ich dort landen konnte. Es waren alles Deserteure. Wie ich auch.

11. ADT - Cash Terminal Carry Out
Das hätte ich ja selber nicht gedacht: Außendienst. Direktvertrieb für Cash Terminals. Kartenlesegeräte für EC und Kreditkarten. Es gab einen Polo Diesel als Dienstwagen und mein Einsatzgebiet sollte Recklinghausen sein. Also fuhr ich jeden Morgen - durchaus genussvoll auf Kosten der Tankkarte - meine fast 80 KM dorthin. Schellte überall an, ob man Kartenabrechengeräte gebrauchen könne. Arztpraxen. Parkettunternehmer. Wer auch immer mir in die Quere kam. Nicht dneken, nur drauflos. Umsatz und Gewinn. Es gab auch interessante Begegnungen - aber wenig Erfolg. Fuss zu Fuss. Klingelknöpfe drücken. Immer wieder. Und immerhin eine Chopper Schmiede für Harley Davidsons, die ich für mich gewinnen konnte. Buell war damals ein Fremdwort. Ein Fender auch. Aber alles nicht genug, um bleiben zu können. Was sonst?

12. www.16to9 - Fortschritt ohne Echo.
Eigentlich hatten die Jungs damals alles richtig gemacht. Bevor es jemand ahnte auf die 16to9.tv Formate gesetzt. All das, was kommen soll. Die Konvergenz von Internet und Fernsehen. Schon damals - sagen wir 2001. Unfassbare U-topisten und glücklich in dem, was sie tun. Eine kleine Agentur mit Kochnische in Oberkassel, Düsseldorf. Ins Spiel gebracht habe ich sie für Nokia. Homeentertainment. Aber auch das - gibt es nicht mehr. Wie die Interimsliebenden. "Es gab sie gestern nicht mehr und morgen noch nicht - nicht wirklich!"

13... bleibt ausgespart.
Dazwischen jede Menge Er-fahrung. Zürich und einmal im Sex-Escort. Durchaus, das gab es mal bei mir. Auch eine entlaufene Pastorin kann das machen. Warum nicht? Punktuell. Nicht permanent. Ein Call Girl abseits der Wirklichkeit und doch mitten drin. Es gab damals um die 1.200 CHF pro Date. Das ist viel Geld. Aber nicht dafür - allein. Dazwischen fanden sich unendlich viele, gestrandete Geschichten. Von Noemi und anderen zwischen den Geschlechtergrenzen.

Einladend. Verwirrend. Und mehr.

Und jetzt muss ich wieder einen Job suchen.
"Das ist doch dein Job!" sagt Shimon lachend.
Und ich ahne, wie recht er doch hat.







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