Mittwoch, Oktober 15, 2008

Sieben mal eins

Heute fand sich in der Süddeutschen Zeitung der Bericht eines Ex.Bankers, der seine Lage mit eben jenem Zitat zu beschreiben suchte: "Ich fühle mich wie ein Sünder." Bei aller Ehrlichkeit und versuchten Aufrichtigkeit, - den verbeulten Motorroller mit dem er zum Interview kam, wollen wir mal außer Acht lassen - , reibt man sich dennoch verwundert die Augen: Woher wissen Banker eigentlich, was Sünder sind und wie es sich anfühlen mag?

Was ist das - die Sünde?
Was ist das - eine Sünde?
Was sind denn alle Sünden?

Im Interview offenbart sich der 30jährige Frührentner als pubertierendes Männermuster, das fahrig und fiebrig Orte wie Themen wechselt, ohne auch nur eine Pause zu machen, einer nur zu bekannten Beschreibung Kierkegaards gleichend: Verzweifelt man selber sein wollen oder verzweifelt nicht man selber sein wollend. Das Ich wird wieder mal als Leerstelle ausgespart. Dazwischen ein paar schlagzeilenträchtige Interviews gehauen.

Was wissen wir nun?
Nichts.

Wie anders doch ein Luther, der da wusste, dass Sünde stets eine Position ist, niemals Negation. Besser: die Grund-dis-position des Menschen vor Gott, und damit etwas Vorfindliches. Kein Mantel, den man sich erst umstreifen müsste.

Kein Ausparen des Ichs. Kein Drum Her Rum Reden. Bei ihm bleibt Sünde pur und damit menschlich. Und das ganz.Hier dagegen ist sie eine fahrige Erinnerung geworden. Gewinnbringend gepaart mit der Droge Geld.

Irgendwas muss da wohl gründlich schief gelaufen sein. Als ob man am Time Square die Langnese Werbung fürs Magnum Eis gelesen hätte. Sieben mal eins Todsünden werbewirksam plakatiert: Wollust, Faulheit, Völlerei, Neid, Habgier, Eitelkeit, Rache.

"Ich habe schon in gewisser Weise ein schlechtes Gewissen. Ich fühle mich wie ein Sünder. Aber das ist nicht nur ein Problem der Banker. Wenn ich mir die Welt ansehe, ist die Diskrepanz zwischen Arm und Reich ein schlimmes Problem."

Na dann, weiterhin guten Apetitt und verschont uns bitte mit solchen dummdreisten Interviews.




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