Dienstag, Dezember 09, 2008

Spiritletter.de

Heute bekam ich die Einladung, kostenlos und unverbindlich beim Spiritletter mit zu arbeiten. Ich finde die Idee prima, wenn man nicht mit überladenen Sinnsprüchen konfrontiert wird, sondern hier und da eine Meldung von woanders kommt. Das macht den Kopf beweglicher, die Gedanken schnell. Manchmal aber auch nur ein Zeichen zu Einkehr. In Summa eine gute Idee, schalten wir doch morgens schon lange die Morgenandacht auf WDR5 aus. Unser allmorgendlicher Rausschmeißer, vor allem wenn er mit Sätzen wie diesen beginnt: "Als ich bei meinem letzten Urlaub auf dem Killimanscharo saß, wurde mir bewusst, wie .... !"

Diese Andachten sind durchgehend - abgesehen von einer sehr pfiffigen Berliner Theologin - von solch penetrant flacher Art, dass man sie nur abschalten kann. Sie spiegeln selbstgefälliges Leben; sie locken nicht zum Denken; sie dröhnen einen zu mit einem unreflektierten Beamtenalltag, der maximal sich selber zum Problem erheben kann - voller Impetus und gleichzeitig gefälligem Selbstzweifel. Die Verbindung zum Leben, zu den Sorgen der Menschen ist schon lange verloren gegangen. Eine echte Zumutung oder besten Falls: "Komm, jetzt müssen wir raus aus den Federn!"

Nun also der "Spiritletter" - eigentlich ein neu-deutsches Zeugs vom Namen her. Aber ohne DEnglish scheint es auch da nicht zu gehen, wenn überhaupt. Einen Geistesbrief will niemand bekommen. Ein anderes Wort nicht suchen. Also - Spiritletter. Dennoch, ein Versuch ist es wert. Jeden Tag per Mail ein Extra-Brief.

Umso schöner war es dann, dass ich im Impressum und bei den Autoren auch die Schweizer wieder entdeckte, zumal Zürich, die Stadt meiner Sehnsucht. Denn schon immer waren die Schweizer Theologen etwas anders. Kurt Marti nur ein Beispiel, wenngleich ein treffendes. Ich denke ja immer: dort ist die Luft anders. Und die Gedanken ungleich frischer.

So fühle ich mich wieder in bester Gesellschaft und lasse meinen Versen freien Lauf, zwischendurch und nicht gekämmt, einfach so, was im Dialog durch den Kopf gehen mag, wenn man Nachrichten wie dieses heute liest: Erste Grosspleite NRW. Da brauche ich nicht lange überlegen. Da schreibt es sich fast von allein:


Kommen soll, was alle erwarten.
Kommen wird, was wir nicht erwarten konnten.

Dazwischen
der Takt des Herzens.

Liebe, die sich verströmt.
Hier und jetzt. Immer
wieder denen, die
lauschen.

© Karin Kammann



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