Dienstag, März 31, 2009

Abschied der Alphatiere - oder wie mit der Krise umgehen


Man kennt sie nur zu gut. Sie sind es, die die Aufmerksamkeit unweigerlich auf sich ziehen. Sie füllen den Raum mit Präsenz. Kleine Menschen mit ihrer Wichtigkeit, - wie ein Herr Mehdorn - die Macht deklinieren können, auswendig und fast referenzfrei. Der Mangel an Zeit, so hörte ich letztlich, sei das Attribut von Managern. Etwas, was sie sich bei gelegt haben, um die eigene Wichtigkeit zu betonen. Manager haben keine Zeit, sie dürfen sie nicht haben. Zeit ist zum Habit geworden - ein Mangel - mehr nicht.

Aber: Wer keine Zeit hat, verpasst den Takt. So einfach kann es sein. Wer stets in den Spiegel schaut, fixiert sich selber und wird je länger je mehr handlungsunfähig.

Dieses Symptom ist bei Managern wie Politikern gleicher Maßen verbreitet. Jede Handlung muss erst mit dem eigenen Selbstbild in Übereinstimmung gebracht werden. Das ist aufwändig, das lähmt, das macht Entscheidungen träge und zäh.

Wie auf die Krise reagieren?

Eine gute Übung wäre, aus dem Spiegel zu treten. Das Selbstbild aufzugeben. Keine einfache Aufgabe - gewiss. Verlustängste kommen hoch. Wenn ich nicht der bin, zu dem ich mich gemacht habe - wer bin ich dann? Manager haben die Eigenart, wie Soufflees in sich zusammen zu brechen, wenn sie sich nicht mehr spiegeln können. Deswegen machen sie weiter, wo schon längst Grenzen überschritten sind. Deswegen können oder wollen sie kaum loslassen ... Veränderungen werden quälend langsam vollzogen, stets unter dem Diktat des MUSS.

Es ist erschreckend mit anzusehen, wie wenig Mensch manchmal da übrig bleibt: zu schnell gewachsen fehlt diesen Menschen wesentliche Erfahrungen. Scheitern - das wäre so eine notwendige, Krisen nötige Erfahrung. Erst sie bringt die Möglichkeit von Solidarität hervor. Die Kunst des Scheiterns bedeutet ja auch, sich genauer auf die anderen einlassen zu können. Hinzuhören statt besser zu wissen. Den Spiegel als Ort der Selbstvergewisserung zu verlassen und sich verbindlich mit anderen in Austausch zu begeben. Sich selber wieder ins Spiel zu bringen. Ausgang offen.

Fragt man Manager nach ihren Mustern von Scheitern, dann geht es meist um Positionen, die sie nicht erreicht haben, anstatt um Erfahrungen, die ihnen wichtig wurden, die sie veränderten, die sie neu ausgerichtet haben.

Es kann sein, es liegt auch generell am System der Reports und Zahlenliturgien, die da von der neuen Priesterkaste in den Unternehmen geleistet werden muss. Vorgaben von oben - statt Erfahrungen von unten. Das ergibt messdienende Manager. Die Glocke ertönt: die Wandlung von Arbeit in Gewinn und Bonuszahlung ist immer noch das faszinierende, ökonomische Wunder.

In einem solchen System kann man nicht erwachsen werden. Man kann nur nach oben kommen. Oder eben auch nicht. Alphatiere haben diesen Weg beschritten - konsequent und auch ohne Rücksicht auf die eigene Person. Den Preis, den sie dabei gezahlt haben, ist dennoch hoch. Er heißt Isolation und nach außen gepflegter Habit, statt Austausch und Solidarität. Soufflee Seelen. Ein Herr Mehdorn und Zumwinkel sind - außerhalb ihrer Spiegelwelt - sozial kaum mehr konvertierbar. Sie bleiben unter sich.

Schwere Fälle, könnte man meinen.
Schlimm genug. Aber nicht hoffnungslos.

Zeit zu lernen. Und bei sich selber anzufangen.





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