Donnerstag, November 04, 2010

Zwischentöne aus einem Brief nach Heidelberg


Tatsächlich mag ich diesen Gedanken, dass mein Leben - nicht auch Verneinung heraus, sondern aus dessen Fülle - so oder so hätte verlaufen können und dass man sich von diesen Möglichkeiten eben nicht abschneidet, sondern sie selbstständig wie eine Geschichte weiter mitlaufen, was auch bedeutet, dass ich nicht eine, sondern mehrere Identitäten entwickelt habe, die man früher wohl Nothelfer nannte oder Engel, doch recht eigentlich das sind, was ich NICHT gelebt habe, mir aber jederzeit als Option oder Helferlein zur Verfügung stehen. Also, die Bedingung der Möglichkeit schaffen, ein anderer Mensch zu sein - zu werden.


Das ist ein vielleicht zu langer Satz und noch nicht ausgegoren, aber da lufen eben andere Möglichkeiten meines Lebens mit - die Pastorin vielleicht als eine geglückte Wiederholung, vielleicht auch ein begnadeter Innenarchitekt, was ja immer mein Berufswunsch vorab gewesen ist, oder auch ein biederer Ehemann mit vier Kindern wie wir ihn nebenan erleben dürfen oder auch all die ungelebten, dunklen Seiten, die ich hier und da durchaus auch erkunden durfte.

Eigentlich ist es ja ein stets tröstlicher Gedanke immer wieder: dass die Wirklichkeit immer mehr ist, als wir jemals begreifen können. Auch die eigene ...