Manchmal sitzen sie fest und unter der Haut. Im Laufe der Zeit verwachsen sie und man sagt dann, der Mensch habe seine Wunden verwunden. Dennoch sind sieda und zugeleich ein Teil von einem selbst geworden. Ein Teil meienr Geschichte, ein Teil meiner Erinnerung. Und die kann durchaus mal nach vorne kommen.
Mir ist es zweimal passiert diese Woche und immer wieder hat es mich an Orte geführt, mit denen ich mich sehr verbunden fühle - ohne doch diesen Impulsen nach zu gehen. Sie liegen da, aber auch unzugänglich unter der Haut, wie ein Implantat, dass sich bei besonderen Ereignissen wieder meldet.
Das erste war meine Erinnerung an New York City, Manhatten. Es ist komisch zu bschreiben, aber entspricht doch der Wahrheit. Unsere Gästetoiltette verfügt als eine der wenigen in Wachtendonk über ein eigenes Bücherregal. Und dort finden sich, will man selber etwas Abgeschiedenheit erreichen, auch Reiseführer. Da hatte ich also einen alter ADAC Führer über Manhatten in der Hand. Darin ist vortrefflich zu blättern und die alten Bilder von Woody Allen mit Mia Farrow, Katz Delis, der Second Avenue und dem Erwachen der East Side berührten mich. Eine Gegend die ich kannte. Orchard Streeet - Geschäfte mit Klamotten. Stahltreppen. Ein Flash Back in die Vergangenheit, wie es war in den 30er Jahren. Emmigration und Ankunft.
Es ist die besondere Mischung von Internationalität und kleinem Viertel, wie im Stedl, dieses Weite in der Enge und vor allem auch die vielen, liebevoll protraitierten Typen der Stadt, die mich beim Durchblättern trance artig in meine Erinnerung fallen ließen. Doppelbelichtungen.
Meine New York Reisen waren grenzwertig. Sicherlich. Aber ich habe selten das Gefühl gehabt, einfach mit dem Finger zu snippen und bleiben zu können. Ein Zauber wie bei Alice im Wunderland - man springt mitten hinen in ein anderes Leben. Mühelos und ganz selbst vergessen. Man tut es und ist - da.
Gleichzeitig mischten sich diese Bilder mit meiner Begegnung des Judentums der Upper West Side. Wie ich durch die Straßen ging, müde wurde und doch aus dem Staunen nicht raus kam. Mich wunderte, wie viele Synagogen Gemeinden dort zu finden waren. Bis ich irgendwo einfach anschellte und später vor Michelle Sullum stand. Einer Rabbinerin, klein von Wuchs, mit runder Brille, so wie ich sie mir immer vorgestellt habe. Und herzlich. "Coosing a jewish life" - das war nicht so fern von mir und ich hätte bleiben können und wollen und sollen.
Sie lud mich ein zu "Simchat Thora", dem Fest zur Feier der Thora und wenige Stunden später sah ich mich inmitten einer Menge feiern und tanzen - selbst vergessen, weit weg von meinen Verletzungen und doch ganz da. Irgendwann tanzte auch ich mit der Thora im Arm und gab sie weiter und fühlte mich mit allem verbunden und nah. Erlebnisse, wie ich sie in unserem evangelischen Glauben nie kennen lernte. Da fühlte ich mich zu Hause. In der Fremde hatte ich die Heimat wieder gefunden.
Die zweite Erinnerung war die an Eretz Israel. Meine Reise im Jahre 1981, also Jahrzehnte zurück. Und doch blieb sie so präsent jetzt wieder, wo die Raketen auf Haifa und vor allem Safed fallen. Dieses kleine blaue Dorf habe ich damals auch besucht. Erinnere mich an eine Künstlerin mit Zahlen in den Arm tätowiert. An den lauschigen Garten, wo man die Rabbis beim Studium beobachten konnte. Schriftverliebte Langschläfer. Entspannt im Jetzt. Nun fallen Raketen vom Himmel. Was ist das für eine Welt in und um Israel?
Der morgendliche Kommentar im WDR 5 empörte mich, weil er immer wieder die klassischen Raster bedienen musste. Zu differenzierten Äußerungken kam es nicht. Man nannte das Offensichtliche offensichtlich und das noch mit Vokabeln des Hitler Regimes: Überfall, Einmarsch, Agression ...etc. Ich habe es satt, so etwas hören zu müssen. Die Endlosschleifen ohne Resonanz. Tu nur einen Menschen da hinein, eine wirkliche Erinnerung und es wird alles anders.
Irgendwo habe ich gelsen, das die Hisbollah bis heute nicht den seit Jahren mit der Uno gemachten Vereinbarungen nachkommt. Sie ist nicht entwaffnet worden. Und Libanon hat sie machen lassen. Etwas nicht zu tun scheint Unschuld zu bedeuten, hier in Deutschland, während ein Angriff immer mit Schuld verbunden ist - zumindest in den Augen der jungen, deutschen Journalisten. Ich habe diese neue Generation kennen gelernt, damals in meinem Praktikum bei der Frankfurter Rundschau und ich musste mich wundern, dass ein linksliberales Blatt problemlos die antisemitischen Schablonen bedienen konnte. Es sind die, die nicht mehr nachdenken. Die das Offensichtliche mißbrauchen - zu Karrierezwecken. Schlagzeilen produzieren, statt Resonanz befördern.
Erst bei Lila im Blogg fand ich anderes. Sie schreibt direkt aus Israel. Und dort finden sich Sätze wie diese: "Amram Mitzna, dieser sanfteste und friedfertigste aller Generale und Politiker, meinte heute auch: wehren müssen wir uns. Ungern, aber doch. Er sah bekümmert aus, aber entschlossen."
Ich glaube, Israel und New York, dazu meine Erinnerung an Zürich. Das alles sind Erinnerungssplitter unter meiner Haut, die sich melden, wenn es an der Zeit ist. Es sind auch fragmentierte Teile eines nicht gelebten Lebens. Fast ist es so, als gäbe es dort wieder zu finden, was ich hier im Alltag entbehre. Ein Leben, das in allen Wechseln versöhnt bleibt mit sich selber. Das nicht auf das Getöse der Welt hören muss. Sondern da ist und - schreibt.
Freitag, Juli 14, 2006
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